Eine Starthilfe für Solomütter nach einer Samenspende

Hier stelle ich Euch meine Aufklärungs-Startklassiker vor. Diese Auswahl ist durch meine persönliche Erfahrung entstanden. Die Liste ist noch lange nicht vollständig. Teilweise habe ich von meinen Klient*innen selbst immer wieder mal eine Empfehlung bekommen. Vielen Dank an dieser Stelle hierfür. Dazu gehören Bücher, die die Entstehungsgeschichte thematisieren, Bücher, die Familienformen in den Blick nehmen und Bücher, die den Weg der Solomutterschaft verdeutlichen. Größtenteils sind die Bücher hier geeignet für Solomütter nach Samenbankspende oder nach privater Samenspende.

Folgende Bücher stelle ich hier einzeln vor:

1. Unsere Familie. Ein Buch für Solo-Mütter mit Wunschkindern nach Samenspende, Petra Thorn & Margaret Ritter
2. Unsere Familie. Ein Buch für Solo-Mütter mit Wunschkindern nach Embryonenspende, Katharina Horn und Petra Thorn
3. Wo ist Karlas Papa?, Olsen & Olsen
4. Familie – Das sind wir! (Das-sind-wir-Reihe), Felicity Brooks & Mar Ferrero
5. Wie entsteht ein Baby? Ein Buch für jede Art von Familie und jede Art von Kind, Cory Silverberg, Fiona Smyth
6. Mein Allerschönstes Geschenk, Hanna Schiller

Der FamART

Zunächst einmal, es gibt noch nicht viele Bücher, aber es werden immer mehr. In Deutschland führt natürlich kein Weg am FamART-Verlag vorbei. Ratgeber, Fachbücher, Kinderbücher und weitere Aufklärungs- und Informationsmaterialien sind hier zu finden. Hier könnt Ihr auch personalisierte Online-Aufklärungsbücher bestellen, bei denen Eure Fotos digital ins E-Book eingearbeitet werden. Hinter den FamART-Verlag steht die renommierte Kinderwunschberaterin Petra Thorn, die durch Beratung, Forschung, Fortbildung und Öffentlichkeitsarbeit das Thema der Familienbildung durch Samenspende z.B. durch die Solomutterschaft, aber auch durch viele andere „nicht herkömmliche Wege der Familiengründung“ hinter einem stets professionellen fachlichen Rahmen vorangetrieben hat. Zusammen mit Margaret Ritter hat sie ein Aufklärungsbuch für Solomutterfamilien verfasst.

1. Unsere Familie. Ein Buch für Solo-Mütter mit Wunschkindern nach Samenspende

Thorn & Ritter haben hier ein optisch und inhaltlich ansprechendes Format gefunden. Das Buch beginnt und endet mit eigenen Fotos. Hier könnt Ihr Fotos von Euch mit Eurem Kind einkleben. Kinder lieben es nämlich, selbst Teil einer Geschichte zu sein. Nach ein paar kurzen Einleitungsfragen, die das Thema anteasern sollen („Hat Dich eine Fee gebracht?“), geht es auch schon direkt los mit der Entstehung eines Kindes. Ein ganz großer Pluspunkt für dieses Buch – es hält beide Varianten der Samenspende offen (private oder über eine Samenbank). Die nichtzutreffenden entsprechenden Seiten können einfach herausgetrennt werden. Der Entstehungsprozess ist vereinfacht und angemessen kurzgehalten. Das reicht auch vollkommen aus für den Anfang, denn das Kind soll ja auch folgen können. Das Buch liefert eine gute Orientierungshilfe und viel Sicherheit beim Erzählen. Ich empfinde es als einen kleinen Leitfaden, an dem Du Dich orientieren kannst, ohne gerade zu überlegen, ob es zu viel oder zu wenig ist. Später erzählst Du dann vielleicht auch die Geschichte, ohne das Buch zu lesen. Beim Spielen, Einkaufen, Spazieren oder bei der Einschlafbegleitung.

Dieses Buch ist insofern ein super Anfang für Einelternfamilien durch Solomutterschaft. Nun kannst Du die Geschichte in jeder Situation vorlesen oder erzählen. Denn nun kennst Du die Worte und Begriffe und den groben Ablauf. Üben hilft. Aufklärungsbücher sind nämlich nicht ausschließlich für die Kinder konzipiert. Sie helfen Dir dabei, sicherer mit der Geschichte zu werden. Es handelt sich also nicht ausschließlich um ein Kinderbuch zur Aufkärung. Es ist ein Buch für die Solomutterfamilie.

2. Unsere Familie. Ein Buch für Solo-Mütter mit Wunschkindern nach Embryonenspende

Ist Dein Kind durch eine Eizellspende (Doppelspende) oder Embryonenspende im Rahmen einer Solomutterschaft entstanden? Dann freue ich mich, Dir auch hierfür eine neue Lösung aus der gleichen Reihe der Kinderbücher des FAMArt vorzustellen, an dem ich selber mitwirken konnte. Auch hier hast Du wieder die Möglichkeit, eine Seite aus dem Buch zu entfernen, je nachdem, ob Du eine Doppelspende oder Embryonenspende hattest.

3. Wo ist Karlas Papa?

Beim dänischen Klassiker „Wo ist Karlas Papa?“ dreht es sich um Karla und ihre Mutter, die damals keinen „Liebsten“ hatte, dann zum Arzt ging, der dann einen Samenspender fand…

„Karla hat keinen Papa. Sie wurde mit der Hilfe eines Samenspenders geboren – das hat ihre Mama ihr erzählt. Karla versteht zwar nicht ganz, was ein Samenspender ist, aber er muss ein lieber Mensch sein, weil er Mama und Karla geholfen hat, zusammen zu sein.
Und deshalb können auch Karla, Oma und Opa zusammen sein. Der Samenspender kann Karla aber nicht dabei helfen, einen Papa zu bekommen. Das ist aber kein großes Problem für Karla, weil sie damit beschäftigt ist, mit all ihren Freundinnen und Freunden zu spielen.“

Dieses Buch hat eine andere Herangehensweise. Während bei Thorn und Ritter das Kind selbst im Mittelpunkt der Geschichte steht (In diesem Buch geht es um Dich), wird in diesem Buch von Olsen und Olsen über Karla und ihre Solomama Pia erzählt. Dieses Buch hat deutlich mehr Text. Das muss aber nicht abschrecken, denn dieses Buch bildet vielleicht noch mal eher den „Solomamaalltag“ ab. So unternimmt Karla an manchen Tagen etwas mit den Freunden von Anna, die mit ihr spielen, lachen und toben. Mein persönliches Highlight ist eine Kitasituation, die in diesem Buch beschrieben wird. Hier gibt es ein Mädchen in der Kita, das von ihren beiden Müttern abgeholt wird. Ein kleiner Schwenk also auf eine andere Familienform, bei der ebenfalls ein Samenspender geholfen hat.

4. Familie- das sind wir

Es gibt eben verschiedene Wege, eine Familie zu gründen. Das Buch „All about Families“ / „Familie – das sind wir“ ist eine Möglichkeit, das Reden über Familie anzuregen. Es zeigt auf, wie unterschiedlich Familie aussehen kann und, wie sie sich in Form, Größe, Wohnort, Feiern, Essen und Gewohnheiten, … unterscheiden kann. Es wird auch angesprochen, dass Familie sich verändern kann und nicht immer konstant in seiner Besetzung bleibt.

„Was ist eine Familie? Was macht sie aus und wozu ist sie eigentlich gut? Dieses Buch zeigt die vielfältigen Formen, die eine Familie haben kann, und erklärt, dass jede Art von Familie ganz normal ist!“

Ich nutze dieses Buch viel dafür, um über verschiedene Familienformen zu sprechen. Vor allem für die ersten Fragen bspw. durch andere Kitakinder „Wo ist denn Dein Papa?“. Denn spätestens in der Kita wird das Kind mit (eigene Schätzung) 98% heteronormativen Familienmodellen konfrontiert. Hier ist es gut, einen Weg zu finden, um über verschiedene Familienformen zu sprechen. Und egal, welche Familie: Alles ist normal.

5. Wie entsteht ein Baby- ein Buch für jede Art von Familie und jede Art von Kind

Eine Klientin aus der Beratung empfahl mir dieses wundervolle Buch. Ich war sofort verliebt, weil hier genderneutral mit wirklich schönen Bildern kindgerecht und wertschätzend die Empfängnis und Geburt erläutert wird. Meine Lieblingsstelle hier: „Wenn sich eine Eizelle und eine Samenzelle treffen, wirbeln sie in einem ganz besonderen Tanz miteinander“. So eine schöne Sprache für ein so komplexes und schwer begreifliches Thema. Auch für das Thema Samenspende, Kaiserschnitt oder einer natürlichen Geburt sind hier liebevolle Worte gefunden. Und auch hier am Ende ein direkter Bezug zum Kind „Wer hat darauf gewartet, dass Du geboren wurdest?“.

Dieses Kinderbuch erzählt die Geschichte von Empfängnis, Schwangerschaft und Geburt so, dass sich auch Adoptivfamilien, gleichgeschlechtliche Elternpaare und mit künstlicher Befruchtung gezeugte Kinder darin wiederfinden. Es verzichtet auf alles, was nur bei klassischen Kleinfamilien passt, und zeigt, was wirklich allen Menschen gemeinsam ist. Eine einzigartige Hilfe für die Sexualaufklärung im Vorschulalter. Für Kinder ab 3 Jahren.

6. Mein Allerschönstes Geschenk

Ein schöner Weg, um auch ein wenig mehr die eigene Solomamageschichte mit dem Kind literarisch erlebbar zu machen, zeigt uns Hanna Schiller auf. In ihrem Buch „Mein Allerschönstes Geschenk“ skizziert sie den Weg zum Wunschkind, mit Hilfe eines „Wunscherfüllers“. Mehrere Seiten bieten Platz für eigene Fotos und Gedanken. Das Buch ist ein Geschenk an das Kind selbst, vielleicht auch eine Art Liebeserklärung. Durch die persönlichen Beiträge und Fotos wird es sicher noch bis ins Schulalter gerne gelesen und kann sich am Ende einen Platz neben den Fotoalben oder Erinnerungsbüchern sichern.

Immer mehr Singlefrauen werden mithilfe einer Samenspende Mama. Dieses liebevoll illustrierte und personalisierbare Kinderbuch richtet sich an Kinder ab 2 Jahre, die über eine anonyme oder offene Samenspende entstanden sind, ganz gleich ob sie durch medizinische Unterstützung oder im privaten Rahmen gezeugt wurden. Es ist auch ein Buch für die mutigen Mütter, die diesen Weg gegangen sind. Das Buch ist aus der Perspektive der Mutter geschrieben, die, genauso wie ihr Kind, keinen Namen trägt.

War nicht das passende Buch für Dich dabei? 

Am Ende sind die hier vorgeschlagenen Bücher keine Solomama-Pflichtkür. Du kannst auch eine eigene Geschichte erfinden, kreativ gestalten, nach Deinen Wünschen. Bücher sind einfach ein tolles Angebot, den Entstehungsprozess zu thematisieren, ohne ein künstliches Setting herzustellen nach dem Motto: „So mein Kind, nun reden wir mal über Deine Entstehung“. Bücher helfen dieses Thema natürlich und entspannt zu vermitteln. Sie helfen dabei, sich in die Kindersprache einzudenken. Sie vermitteln die Begriffe, die wir für die Person benutzen, die den Samen gespendet hat (Samenspender oder lieber Mensch, der uns den Samen geschenkt hat). Sie zeigen den Kindern, dass es auch andere Kinder gibt, die aus einer Spende entstanden sind bzw., dass es verschiedene Wege gibt, Familie zu gründen.

Das ist wichtig, denn die „herkömmliche Kinderbuchlandschaft“ zeigt überwiegend klassische heteronormative Vater-Mutter-Kind-Geschichten. Auch hier kannst Du kreativ werden. Von meinen Klient*innen habe ich den Trick erfahren, die Textbausteine umschreiben – in das Buch hinein. Du kannst einfach bestimmte Zitate umtexten. So gräbt nicht das Papakaninchen den Tunnel, sondern auch Mamakaninchen kann einen Tunnel graben, essen kochen und trotzdem das Babykaninchen in den Schlaf kuscheln. Auch müssen es nicht immer Vater und Mutter sein. Es dürfen z.B. auch einmal zwei Mütter die Hauptrolle spielen.

Die wichtigste Botschaft, die in allen Büchern vermittelt wird: Für Deine Entstehung gibt es eine Geschichte. Du bist richtig! Du bist normal! Du bist absolut gewünscht!

Abschließende Tipps zur Aufklärung

Mach Dich nicht verrückt. Am Ende ist die Aufklärung des Kindes kein Hexenwerk. Hier ein paar Tipps:

• Fange früh an aufzuklären (meine Empfehlung: ab Geburt)
• Benutze „leichte Sprache“ aber keine abstrakten Begriffe (dadurch wird ein Tabu oder eine Scham auf dieses Thema projeziert)
• Benutze altersgerechte Sprache
• Kein künstliches Setting, achte auf die Situation und das Interesse Deines Kindes
• Übe die Entstehungsgeschichte – mit Deinem Baby, deinen Freund*innen oder Deinen Verwandten
• Überlege Dir, welche Bezeichnung/en für den Samenspender für Dich, Dein Kind in Frage kommen, die Begriffe beziehst Du z.B. aus den Büchern selbst
• Beziehe unbedingt Dein Umfeld mit ein
• Nutze mehrere Bücher

Ziel ist es, dass das Kind die Entstehung nicht als etwas Außergewöhnliches, sondern als etwas Normales wahrnimmt. Du musst Dich damit wohlfühlen, damit Du die Geschichte auch ehrlich und authentisch vermitteln kannst.

Aller Anfang ist schwer. Aber Du wirst sehen, wie leicht es ist, wenn dieses Thema schon immer Euren Familienalltag begleitet.

Welches Buch hast Du genutzt/ benutzt Du? Ich freue mich über neue Anregungen. 

Hast Du noch Fragen? In meinem Workshop „Als Solomama den Alltag meistern“ geht es im Modul 4 ausführlich um das Thema der Aufklärung. Möchtest Du die Möglichkeiten der Aufklärung des Kindes und des Umfelds für Dich persönlich reflektieren? Gerne können wir einen Termin für eine persönliche Beratung vereinbaren.