Wo ist Karlas Papa

Wo ist Karlas Papa?

Interview mit Pia Olsen und Katharina Horn

Wo ist Karlas Papa? Wo ist das Buch?

Immer wieder wurde ich von Frauen aus der Community angeschrieben, mit der Frage: „Katharina, woher bekomme ich die Karla-Bücher? Ich kann sie nicht mehr kaufen. Weißt du etwas?“ Darum habe ich Kontakt zu Pia Olsen und DIVERSITY IS US (Online Diversity Shop für mehr Vielfalt!) aufgenommen und die Wünsche der Community vorgetragen. Somit lernte ich Pia Olsen kennen und schlug ihr dieses Interview vor. Ich habe die Community befragt, welche Themen ich ansprechen soll. Und ich kann nur sagen: Es sind viele Fragen zusammengekommen: zu den Karla-Büchern, zur Solomutterschaft und natürlich zur Aufklärung des Kindes. Also Viel Spaß beim Lesen!

Einstieg mit Gänsehautmoment

Einstieg mit Gänsehaut-moment

Hallo Pia, schön, dass du da bist. Ich habe ja vorher die Community gefragt: Welche Fragen soll ich Pia Olsen stellen? Und du musst unbedingt wissen: Die häufigste Rückmeldung aus der Community war: „Ich habe keine Frage, aber bitte: Sag Danke, denn wir lesen das Buch die ganze Zeit und es ist unser Lieblingsbuch.!“

Jetzt bringst du mich zum Weinen. Sag ihnen, dass ich glücklich bin. Ich bin so glücklich und erfreut, dass das Buch seinen Zweck erfüllt. Ja, das war meine Ambition. Es ging mir darum, ein Buch rauszubringen, von dem wir als Mütter und unsere Kinder profitieren können. Das war es, was ich tun wollte.

Wie die Karla-Bücher entstanden sind

Vielen Dank dafür! Und ja, ich habe ein bisschen Gänsehaut, weil ich nur wenig Bücher für Solomütterfamilien kenne. Es gibt ein paar Bücher über die Entstehung des Kindes, aber bisher habe ich kein anderes Buch gesehen, was über eine Solomamafamilie erzählt. Kannst du mir etwas über dein Buch „Wo ist Karlas Papa?“ erzählen? Wie entstand die Idee, das Buch zu schreiben?

Nun, die Idee kam, als meine Tochter Karla etwa ein Jahr alt war.

Dann spielten wir eines Tages und sie sah mich an und sagte „Mama“. Sie zeigte auf mich und dann zeigte sie auf sich selbst „Karla“. Und dann sah sie mich an: „Daddy?“

Und dann habe ich realisiert, woher die Frage kam. Sie war damals im Kindergarten für sehr kleine Kinder. Ihr bester Freund Ferdinand hatte einen Vater, der ihn vom Kindergarten abholte. Und ihr wurde gerade klar, dass manche Kinder das haben, was man einen „Vater“ nennt, etwas, das man „Vater“ oder „Papa“ nennt. Und sie hatte nun eine große Frage in ihren Augen: „Daddy?“ Und ab da wurde mir klar, dass ich ihr das erklären muss. Anfangs hatte ich gedacht, ich würde es ihr erst erzählen, wenn sie viel älter ist. Aber damals war sie erst ein Jahr und ein paar Monate alt und sprach noch nicht einmal richtig.

Doch mir wurde klar, dass ich ihr etwas erklären musste, weil sie den Unterschied bemerkte. Sie bemerkte, dass andere Kinder etwas haben, das sie nicht hat.

Meine Antwort war: „Karla, du hast eine Mutter und dann hast du eine Großmutter und einen Großvater und du hast Anna und du hast Flemming.“ Und ich erwähnte dann all diese Leute, die unserer Familie nahe standen. Ich hatte einige sehr enge Freunde. Ich hatte eine enge Freundin, Anna, die bei mir war, als ich Karla zur Welt brachte. Also habe ich es einfach gesagt, (und ich habe sehr darauf geachtet) – ich wollte ihr nicht sagen: „Oh, du hast NUR eine Mutter oder du hast KEINEN Vater.“ Ich wollte ihr sagen: „Karla, du hast eine Mutter und du hast eine Großmutter und du hast Anna und du hast einen Opa und du hast Flemming und du hast Karsten und Biene und du hast all diese Leute.“ Sodass es für sie etwas Positives war. Und dann, nach einer Weile, fing es an, dass, wann immer jemand „Papa“ sagte, sagte Karla: „Ich habe eine Mutter und ich habe eine Großmutter und einen Großvater und ich habe Anna und ich habe Flemming und ich habe Karsten und Biene und all die anderen Leute.“ Irgendwann hat sie sich dann nicht mehr bemüht alle Namen zu nennen. Sie sagte nur noch: „Ich habe eine Mutter und dann habe ich viele andere Menschen“, und so fing es an. Aber sie hat mich schon überrascht. Ich hatte ein Kind ohne Vater und ich habe wirklich viel darüber nachgedacht. Aber sie ist diejenige, die in dieser Art von Familie aufwachsen wird, die sich ein wenig von dem unterscheidet, was man im Kindergarten sieht. So fing es an.

Und dann gab es noch ein anderes Erlebnis. Eines Tages holte ich sie im Kindergarten ab und die Erzieherin zog mich irgendwie beiseite und sagte flüsternd: „Morgen werden wir über Eltern sprechen und wir wissen nicht, ob wir Karla sagen können, dass sie keinen Vater hat. Dürfen wir das sagen, oder erlauben sie das nicht, dürfen wir überhaupt darüber reden?“ Und dann wurde mir klar, dass es für mich ganz normal war, darüber zu reden. Ich habe mit all meinen Freunden gesprochen und ihnen davon erzählt. Für mich war es also selbstverständlich, für sie (Erzieherin) jedoch nicht.

Ich sagte: „Karla weiß, wie ihre Familie aussieht. Sie müssen also nicht darüber schweigen. Lassen Sie Karla einfach erklären, dass sie viele andere Menschen um sich hat und dass das kein Geheimnis ist.“ Und dann habe ich mit allen Leuten im Kindergarten gesprochen. Ich sagte, das ist kein Geheimnis. Dafür habe ich mich entschieden und ich bin wirklich sehr stolz darauf.

Weil dieser Weg auch mit bestimmten Sorgen oder Ängsten verbunden sein kann. Man muss mutig sein, eine solche Entscheidung zu treffen. Deshalb war ich stolz darauf, weil ich sie nie bekommen hätte, wenn ich diese Entscheidung nicht getroffen hätte. Deshalb war ich sehr stolz und fing an, mit ihnen darüber zu reden. Mir wurde klar, dass sie keine Sprache dafür hatten. Sie wussten nicht, wie sie darüber reden sollten. Sie hatten Schilder an die Wand hängen mit den Namen der Mama und des Papas. Bei Karla sagten sie, aber sie hat NUR eine Mutter und mir ist aufgefallen, dass sie alle dieses kleine Wort „nur“ verwenden. Ich fing an, auf dieses kleine Wort „nur“ zu achten und ich wollte dieses „nur“ nicht dabeihaben, weil es bedeuten könnte, dass andere Kinder etwas mehr haben und sie „nur“ eine Mutter hat.

Und so fing ich an, ihnen dabei zu helfen, es zu formulieren, wie man es ausspricht und wie man darüber spricht. Einige von ihnen sagten: „Na ja, aber sie hat einen Vater, jeder hat einen Vater.“ Und ich musste sagen: „Meiner Meinung nach hat sie das nicht. Sie hat keinen Vater, denn für mich ist ein Vater jemand, der mit dir spielt, ein Buch liest und auf irgendeine Weise in deinem Leben präsent ist. Ein Spender ist nicht dasselbe wie ein Vater.“

Und ich wollte nicht, dass sie denkt: „Na ja, ich habe einen Vater, aber meine Mutter will mir nichts von ihm erzählen.“ Ich wollte nur, dass sie die Wahrheit kennt. Also fing ich auch an, darüber zu reden, weil sie kein Wort dafür hatten. Und ich sagte: „Sie können das Wort Spender verwenden, das ist für mich in Ordnung.“ Offensichtlich hatten sie sich noch nie zuvor damit auseinandergesetzt und hatten einfach kein Wort dafür.

Pia Olsen

Meine Entscheidung!

Das kennen wir in Deutschland sehr, sehr gut. Und ja, ich stimme dir voll zu. Das Finden von Begriffen, das Kommunizieren mit Anderen (z.B. auch in der Kita), der offene und normale Umgang mit diesem Thema, diese Dinge gehören zur Aufklärung des Kindes und sind wichtig, damit das Kind sich eben auch normal fühlen kann. Meiner Erfahrung nach gibt es sehr wenige Solomütter, die gegen eine Offenlegung sind, aber es gibt einige Menschen und auch Fachkräfte, die einfach (noch) nicht wissen, wie sie mit dem Kind oder mit der Familie sprechen sollen oder dürfen. Genauso, wie du es beschrieben hast, erst mal darüber flüstern, „Dürfen wir das sagen?“. Deshalb informiere ich auch immer in meiner Beratung, wie wichtig es ist, offen dem Kind gegenüber die Geschichte zu vermitteln. Dazu gehört, wie es gezeugt wurde aber eben auch wie unterschiedlich Familie aussehen kann, welche Möglichkeiten es gibt. Es ist ok zu sagen, dass es keinen Vater gibt, und ich verwende auch das Wort „Spender“ oder „lieber Mensch, der uns den Samen geschenkt hat“.

 Wir verwenden dieses Wort auch. „He’s a good guy.“

Manchen Solomüttern fällt es schwer, zu sagen, dass es keinen Vater gibt. Und es gibt auch Solomütter, die das Wort Vater verwenden. Manche Solomütter empfinden es als negativ, zu sagen, dass es keinen Vater gibt. Und es gibt Solomütter, die dann genau diesen Abschnitt deines Buches nicht mögen. Es wird einfach ganz unterschiedlich gehandhabt. Kennst du solche Diskussionen in deiner Community?

Ja, wir führen die gleichen Diskussionen und einige nennen es einen Spendervater und andere sagen, dass Sie einen Vater oder Papa haben, „aber wir kennen ihn nicht.“ Ich denke, es ist wirklich wichtig, dass wir als Mütter entscheiden, welche Art von Geschichte wir unseren Kindern erzählen. Und für mich war es so wichtig, dass ich es ihr mit Stolz sagen konnte.

Ich habe mich dafür entschieden, dich so zu bekommen, weil ich dich einfach so sehr wollte. Und ja, ich hatte damals keinen Mann in meinem Leben, aber zum Glück konnte ich Hilfe von diesem Spender bekommen, der ein netter Mann ist, der Menschen wie mir hilft, ein Kind zu bekommen. Und ich glaube, es geht tatsächlich um das Gefühl in der Mutter, wenn die Geschichte erzählt wird, weil ich denke, dass die Kinder die Stimmung und die Gefühle der Mutter wahrnehmen.

Wenn du also sagen kannst, „Ich bin eine stolze Mutter, ich habe dafür entschieden und ich war mutig genug, diesen Weg zu gehen, weil ich glaube, dass ich für dich ein erfülltes und gutes Leben schaffen kann. Es ist wirklich wichtig, das sagen zu können, denn sonst werden Ihre Kinder erwachsen und denken: „Verpasse ich vielleicht etwas? Was ist das mit diesem Vater?“

Tatsächlich bin ich selbst ohne Mutter aufgewachsen. Sie verließ die Familie, als ich 13 war. Und ich erinnere mich, wie ich durch die Straßen ging und etwa 20 Jahre später jemanden sah und dachte, das sei meine Mutter. Und dann wurde mir klar, dass es nicht meine Mutter war, weil sie zu jung war. Das lag aber nur daran, dass ich mich nur an sie erinnerte als sie noch jung war. Ich habe sie nie älter gesehen. Und ich erinnerte mich an das Gefühl, die Sehnsucht danach, sie zu sehen und zu wissen, wie sie war. Und die Traurigkeit darüber, keinen Kontakt zu ihr zu haben und dass sie nie für mich zurückgekommen ist und dass sie nicht neugierig war, wer ich bin. Ich wollte nicht, dass meine Tochter mit dieser Sehnsucht aufwächst. Und ich wollte nicht, dass meine Tochter herumläuft und denkt: „Wenn ich 18 bin, kann ich meinen Vater wiedersehen.“ Und dann würde sie diesen Menschen treffen, der seine eigene Familie und seine eigenen Kinder hat und sie wäre enttäuscht. Und selbst wenn es ein gutes Treffen wäre und sagen wir mal, nun ja, er will sie sehen, dann würde sie immer noch die Frage haben: Aber warum war er nicht da, als ich klein war? Deshalb wollte ich diese Verwirrung nicht und wollte nicht bei einer möglichen Enttäuschung die Verantwortung übernehmen.

Ich dachte mir so: „Du hast keinen Papa und es war meine Entscheidung. Wenn du also darüber wütend bist, dann musst du auf mich wütend sein, weil er damit nichts zu tun hat. Er weiß, dass er ein Spender ist, aber er kennt Dich nicht einmal.“  Ich sage Karla auch, dass er es nicht weiß. Er weiß nicht, dass es dich gibt. Dieser Spender weiß nicht, dass Du existierst. Es gibt also keinen Grund zur Enttäuschung. Ich wollte nur, dass es sehr klar ist.

Und deshalb habe ich diese Geschichte behalten, weil ich denke, dass es für die Kinder so wichtig ist, nicht enttäuscht zu werden. Dass sie keinerlei Vernachlässigung empfinden und dass sie wissen, wenn sie wütend werden, wenn mein Kind irgendwann wütend wird, dann hat es einen Ort, an den es sich mit dieser Wut wenden kann. Es kann zu mir kommen, weil dies meine Entscheidung war. Und Karla hatte dabei kein Mitspracherecht. Ich habe diese Entscheidung für sie getroffen.

Vater, Spender, was denn nun?

Ja. Hier in Deutschland gibt es Solomütter, die sagen ihren Kindern, dass es einen Vater gibt. Das finde ich schwierig Denn damit könnten die Erwartungen an die Vaterrolle kollidieren, die das Kind ja bei anderen Familien wahrnimmt. Vor allem aber verweise ich immer auf den „We are donor conceived-Report“ von 2020, bei dem die Begriffe „Vater/ Papa“ von durch Samenspende gezeugten Kindern die wenigste Zustimmung erhielten. Deshalb schlage ich immer vor, eine sehr klare und sehr einfache Sprache zu verwenden. Also bitte nicht der Storch kam vorbei, der Wunscherfüller hat gezaubert oder so etwas Abstraktes. Es war z.B. ein lieber Mensch, der uns geholfen hat oder einfach ein Spender oder Samenspender. Denn auch wenn der Begriff Spender unter den Spenderkindern kritisch betrachtet wird, wie auch dieser Report aufzeigt, führt die Erklärung in deinem Buch weit weg von „a person who is financially compensated for providing biological material to create a child.“, sondern es ist ein lieber Mann, der anderen Menschen hilft, Kinder zu bekommen. Und er gab meiner Ärztin den Samen, die tat den Samen in meinen Bauch. Dann kamen Eizelle und Samen zusammen. Und so bist du entstanden. Keine Magie, kein Zauber, sondern Klarheit. Denn ich denke, wenn wir Begriffe oder Themen immerzu verniedlichen, so führt dies dazu, dass wir neue Tabus hochziehen.

Und andererseits glaube ich, dass bei solchen Diskussionen auch Trauer eine gewisse Rolle spielen kann (nicht muss). Manche Solomütter konnten sich nicht wirklich für diesen Weg entscheiden, es war der Plan Z: „Ich muss diesen Weg gehen (schnell), sonst bekomme ich nie ein Kind.“ statt Plan B: „Ich habe keinen Partner und da ist Solomutterschaft ein Weg, um eine Familie zu gründen.“ Manche Solomütter, die nicht ausreichend trauern konnten, denken auch nach Geburt des Kindes: „Oh, darüber bin ich nicht glücklich. Ich habe es nicht geschafft, ein Kind im Rahmen einer Partnerschaft zu bekommen, wie es die Gesellschaft mir vorschreibt, ein Kind  gemeinsam mit einem Partner zu haben. Und dafür schäme ich mich oder habe das Gefühl, versagt zu haben.“ Solche Solomütter kenne ich. Aus meiner Beratung weiß ich, dass es diesen Personen eher schwerer fällt, „Spender“ zu sagen, dass mit diesem Weg auch nach Geburt das Gefühl des „Versagens“ und eine damit zusammenhängende Trauer über den Plan A einen Einfluss auf die Erzählbereitschaft, Offenheit und natürlich die Begriffe haben kann. (Aber nicht alle haben oder hatten diese Trauer). Interessant, dass ihr in Dänemark die gleichen Diskussionen führt, wie wir.

Ich denke die Trauer liegt bei den Müttern. Und du musst aufpassen, dass du die Trauer nicht in das Leben deines Kindes einpflanzt. Als Karla sechs oder sieben Jahre alt war, fragte sie jemand: „Vermisst du deinen Vater nicht?“. Und sie sah sie an und sagte: „Ich weiß es nicht, wie es ist, einen Vater zu haben. Also nein!“. Und ich denke, das ist eine gute Antwort.

Wir Mütter müssen aufpassen, dass wir unsere Probleme nicht dem Kind zuschieben. Ich hätte gern einen Partner gehabt, aber das war in dem Moment nicht möglich. Deshalb konnte ich Karla meine Trauer nicht in die Schuhe schieben, denn sie ist ein völlig anderer Mensch. Ihr Leben hat gerade erst begonnen. Sie muss wissen, dass ich stolz auf sie bin, dass ich mich zu 100% für sie entschieden habe. Das ist das Fundament.

Und ja, wir müssen es ihnen von Anfang an sagen, denn es ist eine Tatsache ist: Sie haben keinen Vater, sie haben einen Spender. Wir müssen das hier als Ihren Anfang offen kommunizieren. Hier fangen wir an. Und dann kann sie ihr eigenes Leben gestalten.

Was soll ich zu ihr sagen?

Du hast also von der Geburt an begonnen, offen zu sein und darüber zu sprechen?

Ja.

Ja, großartig. Da bin ich voll und ganz deiner Meinung. In Deutschland kenne ich die Empfehlung, die Kinder ab 2 Jahren aufzuklären. In der Beratung schlage ich aber immer vor: „Aufklärung des Kindes beginnt ab Geburt oder eigentlich schon in der Schwangerschaft. Denn wenn du schwanger wirst, werden dich alle Leute danach fragen und du wirst erzählen. Dann machst du einfach weiter, wenn das Baby geboren wurde. Weil es zunächst erstmal darum geht, sich selbst an die Erzählgeschichte zu gewöhnen, meinen eigenen Erzählstil zu finden. Sei von Anfang an offen.“

Manche Frauen sind dann erst mal überrascht, wenn ihnen meinen Vorschlag, ab Geburt aufzuklären unterbreite. Auch bei Paaren erlebe ich manchmal diese Reaktion. Und ich stimme dir absolut zu: Die Kinder brauchen eine Grundgeschichte. Später kann das Kind selbst entscheiden, wie es damit umgehen möchte, welche Begriffe es nutzen möchte. Das ist in Ordnung. Das Kind entscheidet dann, aber wir legen das Fundament. Und Kinder von Solomüttern müssen wissen: Es gibt Väter. Aber es ist nichts Schlimmes dabei, keinen Vater zu haben. Es ist eine mögliche Familienkonstellation, eine Möglichkeit, eine Familie zu gründen, eine unter mehreren Möglichkeiten.

Ich erinnere mich an meinen Vater. Er war schon etwas älter und er fragte mich: „Was soll ich zu ihr sagen?“ Und ich wollte nicht, dass er in eine unangenehme Lage gerät. Ich wollte, dass er weiß, was er antworten soll, dass das offen und klar war. Ich glaube, Kinder kriegen schon mit, wenn die Leute um sie herum ein komisch reagieren und bestimmte Themen meiden, dann werden sie vielleicht heraushören: „Ich wollte diese Situation nicht.“ Ich sagte zu meinem Vater: „Du musst ihr nur sagen, sie hat keinen Vater.“ Und dann habe ich das Buch gemacht, damit wir darüber reden können, weil das wirklich wichtig ist.

Wenn aus Fragen Bücher werden

Und gab es noch weitere Auslöser, warum du dein Buchprojekt gestartet hast?

Es begann im Kindergarten, als sie mir irgendwie zuflüsterten. Als Karla dann nach Hause kam, setzten wir uns an den Tisch und aßen. Und dann habe ich es ihr erklärt und Zeichnungen für sie gemacht: „Das ist die Mama und das bin ich. Das bist du und das ist unsere Familie.“ Und das drehte sich und dann stellte sie mir auch ihre Fragen.

Die Bücher entstanden sozusagen aus ihren Fragen und der anschließenden Beantwortung der Fragen im Buch durch mich. Das war’s. Sie war also 1 1/2 Jahre alt, als ich das Buch schrieb. Die Illustrationen im Fachbuch habe ich nicht gemacht, aber ich habe meine eigenen Zeichnungen für sie gemacht. Die habe ich noch aufgehoben.

Einige werden jetzt vielleicht überrascht sein, es ist manchmal schwer zu glauben, dass auch schon ein 1,5 Jahre altes Kind ,solche Fragen stellen könnte. Und ich höre ganz oft den Satz von meinen Klient*innen: „Ich dachte, ich warte lieber ab, warte, bis das Kind kognitiv soweit ist, das zu verstehen.“ Und manche warten sogar, bis das Kind 5, 6 oder 7 Jahre alt ist. Diese Personen berate ich sehr selten, aber es gibt sie. Und meine Erfahrung ist, je länger du wartest, desto schwieriger für die Mutter oder Eltern. Ein weiterer Grund für frühzeitige Aufklärung. Bücher sind eine wundervolle Möglichkeit, einen Gesprächsraum anzubieten und sich vorzubereiten, zu üben. Ohne sich zu schämen, ohne sich komisch oder seltsam zu fühlen, weil ich da bisher noch nie drüber nachgedacht habe. Ich denke, es ist wie eine Übung: von Anfang an offen darüber sprechen, Üben, dass ich mir die Geschichte (später) jederzeit aus meinen Fingern saugen kann (auch wenn ich kein Buch dabeihabe), weil mein Kind plötzlich darüber sprechen möchte, ohne, dass es sich vielleicht je dafür interessiert hat. Und wenn das Kind im Einkaufswagen die Geschichte hören will oder beim Autofahren, dann kann ich sie erzählen, auch ohne Buch.

Dasselbe habe ich auch mit Karla gemacht. Wir waren haben früher mal die Klinik besucht. Ich habe ihr erzählt, dass sie in dieser Klinik entstanden ist. Und viele Jahre lang, als wir vorbeikamen, sagte sie: „Das ist meine Klinik, dort bin ich entstanden.“ Und sie sagte es sogar zu anderen Menschen. Ich denke, je mehr sie wissen, desto besser, weil es für sie ganz normal ist.

Ein Familientyp ohne Zukunft?

Gab es auch kritische Stimmen zu deinem Buch und wie hast du einen Verlag gefunden? Hattest du Probleme, einen Verlag zu finden?

Ja es war schwierig. Und es gab viele kritische Stimmen dazu. Sie wollten es nicht, weil sie dachten, dieser Familientyp hätte keine Zukunft. Ein Verleger sagte:

„Nun, es tut mir leid für dich, dass du keinen Ehemann finden konntest. Aber du musst dir darüber im Klaren sein, dass niemand so eine Familie haben möchte. Jeder möchte eine normale Familie haben. Also können dann auch nicht solche Bücher verlegen.“

Es war schwierig, einen Verlag zu finden. Am Ende habe ich es selbst veröffentlicht. JETZT wollen sie es veröffentlichen, weil ich in Dänemark inzwischen etwa 28.000 Bücher verkauft habe, was sehr viel ist. Jetzt wollen sie es also veröffentlichen, aber jetzt brauche ich sie nicht mehr. Aber sie glaubten nicht an diesen Familientyp und sie dachten, dass alle Kinder einen Vater brauchen. Ich wollte gar nicht erst mit ihnen diskutieren.

Ich wollte nur ein Buch in der Bibliothek haben. Mein Ziel war es, ein Buch in der Bibliothek zu haben, damit meine Tochter, wenn sie eine Bibliothek besucht, ein Buch aus dem Regal nehmen kann, das ihren Familientyp widerspiegelt. Das war es, was ich wollte.

Heute gibt es noch mehr Bücher über verschiedene Familientypen, aber über Solomutterschaft gibt es nur mein Buch in Dänemark. Und es wird seit 13 Jahren veröffentlicht. Das ist verrückt. Ich denke, es ist eine „Männer-Sache“. Es gibt viele Männer als Verleger. Und eine Sache noch: Wenn dein Kind, wenn es im Kindergarten ist oder wo auch immer es ist, Bücher liest, in diesen Büchern haben sie eine Kernfamilie, also finden sie kein Buch, das ihre Realität widerspiegelt. Sie werden also natürlich fragen: „Was ist mit meiner Familie?“

Der Weg zur Normalität führt über die Sprache

Was kannst du mir über die Zeit erzählen. wie es damals war und als sie das Buch nicht veröffentlichen wollten. Das klingt jetzt nach ähnlichen Zuständen hier in Deutschland. Solomutterschaft in Deutschland wird zwar zunehmend bekannter, ist aber nach wie vor noch unsichtbar. Wenige Menschen kennen diese Familienform oder sprechen diese Familienform an. Kannst du mir erzählen wie es in Dänemark damals war? Was hat sich geändert. Ist es heute „normaler“, Solomutter zu sein?

Ja ist es. Was sich wirklich geändert hat, war, dass einfach mehr Frauen diese Entscheidung getroffen haben. In Dänemark treffen heute viele Frauen diese Entscheidung, und so wird es immer normaler. Ich glaube, wir haben Kinder von Solomüttern heute in allen Klassen in der Schule, in jeder Kindertagesstätte.

Hast du irgendwelche Zahlen? Weißt du, wie viele Solomütter es in Dänemark gibt?

Die neuesten Zahlen sind aus 2018. Damals wurden 1148 Frauen Solomütter. Es ist eine Zahl, die jedes Jahr ansteigt.

Seit wann ist es in Dänemark eigentlich erlaubt?

Es ist seit 2008 erlaubt.

Okay. Dänemark ist vielleicht ein guter Spiegel für uns in Deutschland, also Dänemark ist etwa 10 Jahre weiter. Es ist gut für uns zu hören, dass es bei euch „normaler“ wurde. Sind deine Bücher heute in Kindergärten gelandet?

Einige Kindergärten haben das Buch. Viele Solomütter kaufen das Buch, und dann geben sie das Buch an die Kita.

Kennen sich Erzieher*innen oder Lehrer*innen mit dieser Form der Familiengründung aus? Sind sie informiert?

Ja sie kennen sich damit aus, aber es gibt immer noch einige, die einfach nichts wissen. Wenn Karla dann sagt, ich habe keinen Papa, sagen sie: „Na ja, jeder hat einen Vater, das stimmt nicht. Das hat jeder!“ Ich glaube, dass sie das sagen, weil sie ihre Meinung darüber haben. Sie glauben, es sollte nicht erlaubt sein, zu sagen, dass man keinen Papa hat. Aber immer mehr Leute sind informiert und gehen normal damit um. Und was auch dabei hilft, ist die Gender-Diskussion. Hier diskutieren wir viel über nonbinäre Geschlechtsidentität. Und das hilft schon ein bisschen, weil es dazu führt, dass die Menschen sich über ihre Sprache Gedanken machen, sie überlegen, wie sie Dinge sagen. Die Menschen schenken der Sprache mehr Aufmerksamkeit.

Das ist interessant, das haben wir im Verein neulich auch diskutiert. Wir haben z.B. auch darüber gesprochen, dass es der Nutzung von Pronomen ähnelt. Fachkräfte wollen bspw. oft von mir wissen: „Wie gehen wir mit Solomüttern und ihren Kindern um, was sollen wir beachten?“ Und ich sage immer: „Fragt die Eltern, welche Begriffe sie gewählt haben. Es gibt eben verschiedene Begriffe. Und nutzt diese Begriffe und seid offen, dass andere Solomütter auch andere Begriffe nutzen und dass Familie nicht immer Vater-Mutter-Kind bedeutet.“

Ich habe hier noch eine Frage, die auch zum Thema Sprache passt. In deinem Buch heißt es: „Der Spender gab sein Geschenk beim Arzt ab.“ Ich sage immer, dass er seinen Samen beim Arzt gegeben hat. Solomütter passen manchmal die Texte der Aufklärungsbücher an (schreiben Texte um und überkleben die Seiten mit eigenen Formulierungen), dass sie auch gut zu uns und unserem Erzählstil passen. Ich persönlich finde besonders bei diesem Thema eine Klarheit wichtig. Und dieses Anpassen an den eigenen Stil – das ist ein Prozess. Würdest Du heute irgendetwas im Buch ändern oder anders schreiben?

Nein, nein, nicht wirklich. Ich muss aber auch sagen, dass ich das Buch schon so oft mit den Kindern getestet habe. Und es gab Menschen, die mir sagten: „Du darfst das Wort Samenspender nicht in einem Kinderbuch hineinschreiben!“ Aber ich habe mich dafür entschieden, weil ich davon überzeugt war, dass es das Richtige war. Und meine Tochter sagt „Ja, ich habe keinen Papa, ich habe einen Samenspender.“ Und es ist für sie nicht unnatürlich oder peinlich.

Ich mag dein Buch besonders, weil darin der Begriff des Samenspenders erläutert wird. Du erklärst, was das ist. Und mit dieser Erklärung kann ich auch den Begriff des Spenders oder Samenspenders als Begriff in unseren Alltag integrieren. Sonst würde ich den Begriff des Spenders nicht benutzen, ohne Erklärung. Und mit deiner Erklärung, was ein Spender ist, lässt sich das Wort gut in den Alltag integrieren. Deshalb mag ich dein Buch so sehr. Du kannst z.B. sagen: Es ist ein lieber Mensch, der uns den Samen geschenkt hat. Aber es kommt auf die Situation an. Manchmal ist dieser Begriff dann vielleicht zu lang oder zu intim, mit der Erklärung, wie du es in deinem Buch gemacht hast, ist dann auch die Nutzung des Wortes Spender oder Samenspender eine Option.

Vernetzung von Solomüttern und Kindern

Hast du Kontakte zu anderen Solomüttern? Gibt es auch solche Community-Netzwerke wie hier in Deutschland?

Ja, ich bin immer noch vernetzt. Ich bin in zwei großen Facebookgruppen und schreibe jeden Tag mit Solomüttern. Sie sind meine Unterstützungsgruppe. Es sind Menschen, die ich wirklich zu allem frage. Sie sind eine Gemeinschaft. Wir besprechen Erziehungsthemen, Pubertät, aber auch wie man Spaghetti-Bolognese macht, es sind alle möglichen Fragen. Und wir schreiben wirklich JEDEN Tag, weil wir uns gegenseitig während der gesamten Kindheit der Kinder unterstützt haben. Wenn ich nachts Hilfe benötige, das Kind fiebert, dann kann ich mich jederzeit an meine Gruppe wenden und irgendeine Person wird mit mir sprechen und reflektieren, ob ich zum Arzt gehen muss oder bis morgen warten kann. 

Das finde ich unheimlich wichtig, Menschen zu haben, mit denen ich wichtige Entscheidungen reflektieren kann. Es soll keiner für mich entscheiden, aber es braucht Menschen, mit denen ich wichtige Entscheidungen reflektieren kann.

(Pia lacht) Ja ich weiß gar nicht, wie ich mein Leben ohne sie gestalten sollte.

Und wie ist es mit den Kindern. Sind sie vernetzt und nehmen sie an den Treffen teil? Denn in Deutschland haben wir das Problem, dass es (fast) keine älteren Kinder aus Solomütterfamilien gibt. Wir haben das Samenspenderregistergesetz seit 2018. Es gibt nur sehr wenig ältere Kinder. Und darum ist es für uns total spannend und bestimmt schon 1000 Mal wurde ich schon gefragt: „Wie gehen die Kinder damit um? Sind sie interessiert an Austausch?“

Karla und ich waren auf ein paar großen Veranstaltungen, bei denen viele Kinder da waren, und ich glaube, am Anfang hat es ihr wirklich gefallen und sie schaute sich um und sagte: „Niemand hat einen Vater!“ Also es war wie ein Spiegel für sie. Aber jetzt ist sie 15 und wir haben keine Kontakte mehr.

In ihrer Klasse gibt es noch einen Jungen, aber sie mag ihn und seine Mutter nicht. Ich kenne sie nicht sehr gut. Ich vermute, dass sie kein großes Bedürfnis nach Kontakt hat. Wenn Karla mich darum bitten würde, würde ich dies mit ihr angehen. Aber sie hat nicht wirklich das Bedürfnis. Sie sagt, dass sie nie darüber nachdenkt. Es ist einfach so, wie ihr Leben ist. Es gibt auch viele geschiedene Paare. Es ist also nicht ungewöhnlich, mit einer Mutter zu leben oder mit einem Vater.

Was denkt Karla?

Und was denkt Karla über die Karla-Bücher?

Wir haben sie zusammen geschrieben. Ich glaube, dass sie die meiste Zeit stolz auf sie ist. Aber manchmal denke ich, es wird ihr langweilig, darüber zu reden. Es ist ihr nicht mehr so ​​wichtig, keinen Vater zu haben. Manchmal treffen wir andere Mütter, die kleinere Kinder haben, und sie schauen irgendwie zu ihr auf, weil sie im Buch steht und sie mag die Rolle als große Schwester für sie.

Was ich wirklich wichtig finde ist, es macht sie nicht aus. Es definiert sie auch nicht.

Danke, dass du das mit uns teilst. Denn viele fragen sich: „Wie wird mein Kind später damit umgehen?“ Besonders nachdem es Erfahrungen von Kindern gibt, die wirklich Identitätskrisen durch die in diesen Fällen späte Aufklärung des Kindes erlitten haben. Darum finde ich das wahnsinnig wichtig, von solchen Beispielen zu hören. Denn wie gesagt, gibt es bei uns keine erwachsenen Kinder aus Soloelternfamilien.

Karla hatte gerade ein paar neue Freunde gefunden, weil sie einen Pfadfinderurlaub in Südkorea verbrachte. Sie veranstalten alle vier Jahre ein Treffen von 50.000 Pfadfindern. Und dann fragte einer von ihnen eines Tages beim Essen in der Küche: „Wo ist dein Vater?“ Karla sagte: „Oh, habe ich dir nicht gesagt, dass ich keinen Vater habe? Meine Mutter hat mich mit einem Samenspender bekommen.“ Und dann „Kannst du mir ein Stück Pizza geben?“ Das war keine große Sache. Und ich saß einfach hier und hörte zu. Ich konnte hören, worüber sie redeten. Ich meine, sie hat sogar vergessen, es ihnen zu sagen. Sie sagte es ihnen nicht, weil es nicht wichtig war. Es kam erst auf, als sie sich schon lange kannten.

Wäre das also der Stoff für dein nächstes Buch?

Ja, das könnte sein, ja.

Wo ist Karlas Papa? und weitere Karla-Bücher

Du denkst also darüber nach, ein weiteres Buch zu schreiben?

Nein, eigentlich denke ich darüber nach, dass ich an einem Roman über das Leben als Solomutter aus der Perspektive der Mutter schreibe, ein Buch für Erwachsene. Du weißt, dass ich fünf Bücher geschrieben habe?

Sind auch weitere Bücher z.B. über Eizellspende geplant, fragt eine Solomutter aus meiner Community oder wird dieser Weg irgendwo explizit erwähnt?

Sie werden nur in einem der Bücher namentlich genannt. Das liegt daran, dass die Bücher von Karla und mir geschrieben wurden. Es geht um unser Leben. Es ist also nicht wirklich erfunden. Es ist nicht etwas, das wir uns irgendwie ausgedacht haben. Es ist einfach so, wie unser Leben ist. Und das bedeutet, dass es kein Buch über Eizellspende geben wird. Aber in einem der anderen Bücher besuchen wir eine Familie, in der die Mutter sowohl Eizelle als auch Samen bekommen hat, und das wird im Buch erklärt. Es wird auch erklärt, dass sie dafür nach Spanien fahren musste. Und ja, es ist das 4. Buch.

Ist es bald auch in Deutschland verfügbar oder nicht?

Nein, nein, nein, nicht geplant. Es ist für größere Kinder, 7-8-9 Jahre.

Das bedeutet also, dass wir in drei Jahren erneut reden müssen.

Ja, dann treffen wir uns wieder (lacht).

Weil die Kinder hier seit 2018 sind dann 7-8 Jahre alt.

Die Bücher orientieren sich gewissermaßen an Karlas Alter, in dem sie heranwächst, und deshalb werden die Erklärungen von jetzt auf gleich etwas komplizierter. Sie wird älter – also braucht sie jetzt mehr Wissen darüber.

Tipps für die eigene Erzählgeschichte

Tipps für die eigene Erzähl-geschichte

Manche Solomütter wollen ihr eigenes Buch schreiben. Ich wurde mehrfach gebeten, dich zu fragen: Hast du einen Tipp für den ein Buch für den persönlichen Gebrauch?

Sei ehrlich. Erzähl ein wenig darüber, warum du diese Wahl getroffen hast. Aber mach es nicht zu kompliziert. Das muss man bedenken, wenn man für Kinder schreibt. Du musst keine Argumente finden, sie sind nicht dagegen. Du musst dich nicht erklären. Wenn du zum Beispiel mit anderen Erwachsenen sprichst, dann kannst du begründen und erläutern, warum du es getan hast. Dann musst du antworten auf Fragen wie: „Stehst du nicht auf Männer?“ oder „Vielleicht hast du dir nicht genügend Mühe gegeben, einen Mann zu finden?“ Da kannst du erklären, wie es bei dir war.

Ah du meinst, ich muss quasi meinen Weg meinem Kind gegenüber nicht rechtfertigen. Dies muss ich nur Menschen ggü., die bspw. solche Fragen stellen. Aber dein Kind stellt ja nicht deinen Weg in Frage, sondern nur Fragen über seine Identität.

Und hab keine Angst davor, dass sie erwachsen werden und die Hälfte ihrer Identität vermissen könnten und all diese Fragen? Denk nicht darüber nach, denn Kinder tun das nicht. Sie denken nicht so. Gib ihnen einfach eine faire Erklärung dazu und das wird richtig sein.

Familie ist bunt

Vielen Dank für all deine wichtige Arbeit. Viele Solomütter und insbesondere die Kinder haben dein Buch gelesen und werden deine Bücher lesen. Und ich hoffe, dass diese Familienform immer sichtbarer wird und immer mehr als eine mögliche Option oder Form der Familiengründung wahrgenommen und anerkannt wird. Familie ist bunt! Und trotzdem: Es gibt noch viel zu tun.

Am Ende sind die Bücher nicht nur für Solomütter, sondern für alle Kinder. Denn wenn du als Kind mit solchen Büchern aufwächst und liest: „Ah ja, so kann eine Familie aussehen. Ich kann eine solche Familie gründen“. Dann wirst du erwachsen und hast die Freiheit, den Familientyp zu schaffen, der zu dir passt. Und ich denke, dass es in der heutigen Zeit, in der wir leben sehr wichtig ist, dass sich die Menschen frei fühlen. Es ist keine Alternative, sondern es gibt viele Arten von Familie. Und es ist so wichtig, dass man als Kind erwachsen wird und denkt: „Nun, ich kann meine Familie so oder so oder so oder so gründen. Ich kann es so gestalten, wie es mir passt.“

Wo ist denn jetzt Karlas Papa zu finden?

Okay, wann können jetzt die deutschen Solomütter deine Bücher kaufen?

„Karla spielt ´Mutter-Kind´ und „Wo ist Karlas Papa“ können derzeit bei DIVERSITY IS US vorbestellt werden?

Wo ist Karlas Papa

Karla hat keinen Papa. Sie wurde mit der Hilfe eines Samenspenders geboren – das hat ihre Mama ihr erzählt. Karla versteht zwar nicht ganz, was ein Spermaspender ist, aber er muss ein lieber Mensch sein, weil er Mama und Karla geholfen hat, zusammen zu sein. Und deshalb können auch Karla, Oma und Opa zusammen sein. Der Spermaspender kann Karla aber nicht dabei helfen, einen Papa zu bekommen. Das ist aber kein großes Problem für Karla, weil sie damit beschäftigt ist, mit all ihren Freundinnen und Freunden zu spielen.

Karla spielt mit Puppe Baby erklärt

Wie bekommt man Babys, wenn Mama keinen Partner hat? Obwohl Karla erst 4 Jahre alt ist, hat sie die Antwort darauf. Sie wurde durch eine Spermaspende gezeugt. Ihre Mutter hat ihr die wunderbare Geschichte erzählt, wie aus einer Eizelle und einem Spermium neues Leben entsteht. Sie weiß auch ziemlich genau, was ein Spermaspender ist, aber sie weiß nicht viel darüber, wie es ist, einen Vater zu haben. Und darum geht es in diesem Buch.

Pia Olsen – ich danke dir für dieses tolle Interview. Hier noch der Link zu deiner Website und Facebookgruppe. Wir sehen uns in drei Jahren!

Noch Fragen?

Tausch dich aus mit anderen Wunschmüttern und Solomüttern bei den Vernetzungstreffen. Bespreche diese Themen im Rahmen einer Beratung oder komm zum Workshop „Kommunikation in der Solomutterschaft“.

Mehr Infos zu den Büchern und zur Aufklärung findest du in den beiden Beiträgen „Kinderbücher zur Aufklärung – eine Starthilfe für Solomütter“ und „Aufklärung des Kindes“. 

 

Hinweis: Dieses Interview ist aus purer Überzeugung geführt worden, Ich habe weder ein Buch noch eine finanzielle Zuwendung erhalten.