Checkliste private Samenspende
Ein Leitfaden für eine verantwortungsvolle und erfolgreiche Familiengründung, Katharina Horn
Solomutterschaft kann über ganz viele unterschiedliche Wege erfolgen. So gibt es Solomütter nach Samenbankspende, Solomütter nach privater Samenspende, Solomütter in Co-Elternschaft, Solomütter nach Adoption, Pflegschaft, Leihmutterschaft … Die meisten Solomütter, die ich kennenlernen durfte haben zumindest kurz über eine private Samenspende oder Co-Elternschaft nachgedacht, bevor sie sich für eine Samenbankspende entschieden haben. Ich würde sogar schätzen, dass sich jedes sechste Beratungsanliegen um die Fragestellung dreht: „Könnte die private Samenspende für mich ein Weg sein?“ Und immer wieder werde ich gefragt; „Wie kann ich mich bestens vorbereiten?“ oder noch besser „Wie können wir uns auf den Weg der privaten Samenspende vorbereiten?“ Denn gleichzeitig handelt es sich bei der privaten Samenspende um einen risikobehafteten Weg, insb., wenn ich den Spender vorher noch nicht kannte. Denn diese Person binde ich min. 18 Jahr an mich und mein Kind. Dieser Person muss ich zu 100% vertrauen. Erfahrungsberichte aus der Community zeigen, es gibt nicht wenige Negativverläufe. Jennifer Sutholt und ich haben immer ganz genau hingehört, wenn Betroffene von ihren Erfahrungen berichten. Wir haben in der Checkliste private Samenspende alle möglichen Stolpersteine und Fragestellungen zusammengefasst, um allen Personen, die diesen Weg antreten möchten (egal ob alleinstehend oder als Paar), die beste Vorbereitung zu ermöglichen.
Private Samenspende
In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach alternativen Methoden zur Familiengründung stark zugenommen. Neben dem klassischen Weg in einer Beziehung ein Kind zu bekommen, gibt es zunehmend mehr Wege und Möglichkeiten.
Eine der Optionen, die dabei zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die private Samenspende. Dieser Weg kann sowohl für die Person, die spendet, als auch für die Person, die empfängt neben der klassischen Samenbankspende eine persönlichere Lösung darstellen. Doch um sicherzustellen, dass alle Beteiligten und v.a. in erster Linie das Kind die besten Chancen auf Erfolg und Sicherheit haben, ist eine umfassende Vorbereitung unerlässlich. Hier kommt die Checkliste zur privaten Samenspende ins Spiel, die ich im Laufe dieses Artikels vorstellen werde.
Was ist eine private Samenspende?
Eine private Samenspende ist eine Form der Familiengründung, bei der eine Person den Samen bzw. das Sperma direkt an eine andere Person oder an ein Paar spendet, um eine Schwangerschaft herbeizuführen. Dieser Prozess wird ohne die Vermittlung oder Unterstützung einer Samenbank oder Kinderwunschklinik durchgeführt (Ausnahme Exklusivspende) und erfolgt in einem persönlichen Rahmen. Diese Methode kann flexibler und kostengünstiger sein, erfordert aber auch ein höheres Maß an Planung und Verantwortung.
Wie kann ich mich auf die private Samenspende vorbereiten?
Nimm Dir Zeit!
Du planst, eine Familie zu gründen zusammen mit einer Person, mit der du dich nicht in einer Liebesbeziehung befindest. Egal, ob Buddelkastenfreund oder über ein Internetforum:
Nimm Dir Zeit!
Auch wenn sich dir der Samenspender vermeintlich wie auf einem Silbertablett präsentiert und du dir denkst „Was für ein Glücksgriff“.
Nimm Dir Zeit!
Denn ich kenne viele Geschichten (und ja, bei mir landen oft die negativen Erfahrungsberichte, weniger die positiven). Und ein großes Learning aus den vielen Berichten und aus den Vernetzungstreffen war für mich:
Nimm Dir Zeit!
Du bindest eine Person (den Samenspender) ein Leben lang an dich. Wenn es gut läuft, prima. Wenn es schlecht läuft, gibt es keinen Weg zurück, keine Rückspultaste. Und es kann hässlich werden. Also:
Nimm Dir Zeit!
Nimm Dir Zeit oder besser nehmt euch Zeit, euch kennenzulernen.
Nehmt euch Zeit
Nehmt euch Zeit!Lernt euch in Konflikten kennen. Es ist schön zu wissen, dass ihr in manchen Dingen „matcht“. Und ja das kann die Pflege bestimmter Gewohnheiten oder Hobbies fördern. Aber es ist vielleicht wichtiger, im Streit/ im Konfliktfall eine konstruktive Lösung zu finden.
Nehmt euch Zeit!Die Werte spielen dabei eine ebenso große Rolle. Und vielleicht ist das Teilen der gleichen oder ähnlichen Werte viel wichtiger, als die Haarfarbe oder, dass der Spender sehr sportlich ist.
Nehmt euch Zeit, euch gegenseitig kennenzulernen.Und ja, ich verstehe es, wenn die fertile Situation ein schnelles Handeln erfordert. Wenn du dich schnell entscheiden musst, weil jeder Monat zählt. Aber glaube mir, wenn es etwas gibt, dass Solomütter nach privater Samenspende bereuen, dann, dass sie sich zu schnell für diesen Weg entschieden haben und später stellt sich eventuell heraus:
- Der Spender hat viel mehr Kinder, als ich gedacht habe (und beabsichtigt auch in Zukunft viel mehr Kinder zeugen)
- Der Spender legt die Rolle anders aus, als ursprünglich vereinbart, will mehr oder weniger Kontakt/ mehr oder weniger väterliche Pflichten
- Der Spender ist zeugungsunfähig und ausschließlich auf der Suche nach regelmäßigem Sex und hat mich unzählige fruchtbare Zyklen gekostet
Besprecht JEDES Detail!Auch wenn es ein guter Freund ist, den du seit Jahren kennst. Auch eine solche Konstellation kann manchmal nach hinten losgehen, wenn beide meinen zu glauben, sie wüssten, wie die jeweils andere Person zu einem Thema steht.
Besprecht jedes Detail und findet einen gemeinsamen Konsens!Und genau hierfür haben wir die Checkliste private Samenspende erstellt. Hier haben wir alle möglichen Themen zusammengefasst. Aufbauend auf den Erfahrungen aus der Community und dem Fachwissen aus der Kinderwunschberatung.
Erst die Checkliste, dann der Vertrag
Vielen fällt es schwer, sich ein Leben mit Kind vorzustellen und zu planen. Kontakt ist nicht planbar. Aber der Rahmen für einen Kontakt, die Rolle des Spenders, die Abläufe. Die könnt ihr planen. Und natürlich ganz wichtig, wie ihr mit möglichen Konflikten umgehen wollt.
Jennifer Sutholt, Expertin für Co-Elternschaft und psychologische Beraterin (planningmathilda.com) und ich beraten seit Jahren Solomütter und alleinstehende Personen und Paare auf ihrem Weg zum Kinderwunsch. Wir schlagen euch auch bei der privaten Samenspende vor:
Setzt einen Vertrag auf!
Um genau in diesen Prozess hineinzugehen und mögliche blinde Flecken aufzudecken. Euer Vorhaben ist es wert!
Was sind die Nachteile:
- Ja es ist mühsam, aufwändig, und kostet Zeit.
- Es könnte ein Thema aufdecken, was mich in meiner Entscheidung verunsichern könnte.
- Es fühlt sich künstlich und konstruiert und könnte die Beziehung zum potentiellen Spender schädigen, falls dieser wenig offen für Verträge ist.
Mehr Nachteile sehe ich ehrlich gesagt nicht.
Jetzt zu den Vorteilen
- Ihr zeigt beide Verantwortung dem potentiellen Kind gegenüber.
- Ihr lernt euch besser kennen.
- Ihr lernt auch andere Seiten voneinander kennen.
- Ihr habt ALLE wichtigen Punkte besprochen und nichts vergessen.
- Ihr habt zu jedem Punkt des Vertrags eine gemeinsame Klausel formuliert. Solche gemeinsamen Prozesse sind übrigens bindungsfördernd.
- Ihr könnt mögliche Themen/ Einstellungen oder Werte identifizieren, bei denen ihr vielleicht doch andere Ansichten habt.
- Ihr fühlt euch nachher vorbereitet, so gut wie es eben geht.
- Ihr habt eine (schriftliche) Grundlage, ein Fundament an Ideen auf dem ihr euren Weg weiter aufbauen könnt.
Denn wie gesagt, Bedürfnisse können sich ändern. Das ist am Ende auch total okay und normal. Es ist menschlich. Aber ihr habt eine Grundlage – eine gemeinsame Basis geschaffen, mit Hilfe der Checkliste private Samenspende.
Wie kann ich mich jetzt ganz konkret vorbereiten?
Wie kannst du dich jetzt bestens vorbereiten? Hier mal eine Best-Case-Vorbereitung:
- Informiere dich über private Samenspende: z.B. durch psychosoziale Beratung, rechtliche Beratung, medizinische Beratung (inkl. Status der eigenen fertilen Situation erfassen), Vernetzungsangebote für Solomütter vor und nach privater Samenspende (Facebookgruppe, Links zu den Onlinetreffen im Newsletter erhalten, Infoveranstaltungen zu verschiedenen Aspekten zur privaten Samenspende)
- Spendersuche im Internetforum, Internetrecherche zur Person des Spenders ODER Spendersuche im privaten Umfeld
- Kennenlerntermine mit dem Spender/ erste Sondierungsgespräche (Wo geht die Reise hin? Geplante Rolle? Wünsche? Ängste?)
- Gesundheitskontrollen, Spermiogramm
- Checkliste private Samenspende durcharbeiten und auf dieser Grundlage einen Vertrag aufsetzen (Achtung, vor Gericht nichtig, trotzdem sinnvoll)
- Vertrag im Rahmen einer rechtlichen und psychosozialen Beratung gemeinsam besprechen
- Ein letztes Mal den Bauch befragen
- Jetzt kannst du starten!
Was beinhaltet jetzt die Checkliste private Samenspende?
- Den persönlichen Rahmen abstecken
- Kennenlernen und Werte
- Beziehung untereinander
- Gesundheit
- Perspektive des Kindes
- Aufklärung des Kindes
- Kontakt zu Halbgeschwistern und weiteren Beteiligten
- Rolle des Spenders
- Motivation des Spenders
- Spender aus dem Bekanntenkreis
- Spendersuche
- Spenderwechsel
- Sorgerecht
- Sicherheit und Rechtliches
- Finanzielle Entschädigung
- Umgang mit Konflikten
- Vereinbarung
Wäre es nicht leichter, den Spender anonym zu halten?
Fragst du dich vielleicht: „Wozu die ganze Arbeit? Der Spender und ich sind uns einig, er bleibt anonym, ich schreib mir einfach nicht den Namen auf.“ Diese Idee scheint für manche Personen erst mal attraktiv, denn so ist es dir nicht möglich, einen Namen anzugeben, wenn im Zweifelsfall eine Behörde nach dem Vater des Kindes fragt, denn so musst du nicht lügen. Du kennst den Namen nicht.
Aus Perspektive des Kindes möchte ich aber unbedingt von einer anonymen Spende abraten. Entscheidest du dich für das Konzept der Samenspende ist es für das Wohl des Kindes unerlässlich mit dem Kind frühzeitig (ich schlage vor, ab Geburt) über die Entstehung des Kindes zu sprechen. Kinder nach Samenspende können ein natürliches Interesse entwickeln, über ihre Herkunft zu erfahren. Dies kann sich sowohl auf den Samenspender als auch auf die genetischen Halbgeschwister beziehen. Von daher ist von einer anonymen Spende abzuraten, denn so wird es schwer, diese Personen zu identifizieren. Ohne grundlegend vorbereitende Absprachen wirst du nie wissen: Hat mein Kind genetische Halbgeschwister, wie viele und gibt es von deren Seite Wunsch nach Kontakt? Spendet der Spender noch? Wie viele Halbgeschwister könnten noch dazukommen?
In Deutschland finden wir es so wichtig, dass jeder Mensch das Recht erhält, über seine Herkunft zu erfahren, dass wir dafür ein eigenes Gesetz geschaffen haben, das Samenspenderregistergesetz. Für ab 2018 gezeugte Kinder gilt: Jedes Kind kann beim BfArM eine Anfrage stellen, sobald es vermutet aus einer Spende entstanden zu sein, unabhängig davon, ob die Eltern die Spende dem Kind ggü. offen gelegt haben oder nicht. Bei einer anonymen privaten Samenspende ist eine Ermittlung des Spenders oder der genetischen Halbgeschwister maximal über DNA-Tests oder per Zufall möglich. In Deutschland unterstützen manche Samenbanken bei der Kontaktaufnahme zu genetischen Halbgeschwistern oder Spendern, wenn von der Seite der Kinder Interesse besteht. Und sie limitieren die maximale Anzahl an Familien, die Samen eines Spenders beziehen. Analog zur Samenbankspende solltest du daher bei einer privaten Samenspende solche Themen besprechen und (vertraglich) regeln. Und du brauchst 100%ige Sicherheit, dass sich der Spender an diese Absprache hält. Hierfür kann die Checkliste private Samenspende ebenfalls helfen, denn die Gespräche und schriftliche Fixierung der Punkte, die sich aus der Checkliste ergeben, helfen dabei, unterschiedliche Einstellungen zu identifizieren.
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