Katharina Horn
41-jährige Patientin- Solo- zur Abklärung bitte – eine Geschichte über psychische Gewalt in der Geburtshilfe
Ein Gastbeitrag mit Miss Frida
41-jährige Patientin- Solo- zur Abklärung bitte – eine Geschichte über psychische Gewalt in der Geburtshilfe
In diesem Blogbeitrag möchte ich Miss Frida zu Wort kommen lassen. Miss Frida hat mich ebenfalls kontaktiert, während ich bereits daran saß, den Gastbeitrag mit Linda (Vielleicht fahren Sie einfach mal Straßenbahn- Diskriminierung von Solomüttern) fertigzustellen. Triggerwarnung: psychische Gewalt
Solomama: Du – Ihr- Risiko!
Als ich mich dazu entschied den Weg als Solomama zu beschreiten- nach unzähligen Recherchen Gesprächen und der Auseinandersetzung mit mir, meinem Sozialleben und nicht zuletzt meinem Finanzplan, konnte ich noch nicht ahnen, dass mir grade die Partei, die Neutralität und Unterstützung in meiner Entscheidung sichern sollte, den meisten Kummer bereiten würde: Die Frauenärzt*innen.
Der erste Weg zu meinem Vorhaben Solomama zu werden, war natürlich der zu meiner Frauenärztin – genauer gesagt- der hauseigenen Kinderwunschberaterin der Praxis. Der Besuch dort verlief ernüchternd.
Verstört starrte mich die Kinderwunschberaterin an, als ich ihr mein Vorhaben erklärte und sagte, sie habe noch nie etwas davon gehört, dass man als Singlefrau ein Kind auf künstlichem Wege überhaupt bekommen dürfe. Aber ihr Tipp von Frau- zu – Frau: ich sähe ja gut aus -ich könnte doch einfach mal am Tag meines Eisprungs um die Häuser ziehen, am Besten in die Altstadt und mich da „pimpern“ lassen. Schaden könne es ja nicht und einfacher sei es ja auch.
Ich saß ihr gegenüber und wusste nicht recht, ob sie mich grade hochnehmen wollte, immerhin war für mich dieser erste Schritt zur Beratung, maßgeblich und mit viel Mut behaftet gewesen. Ihre seriös, dreinblickende Miene zeigte: sie meinte, was sie sagte! Ich floh mit wehenden Fahnen aus der Praxis, denn diese Konversation war ungefähr das Morbideste, was mir Jemand, der eine medizinisch, beraterische Tätigkeit innehatte, bis dato geraten hatte. Ihr „Rat“ von Frau- zu- Frau widersprach nicht nur meinem ethisch-moralischen Grundsatz einem Fremden ein Kind anzuhängen, sondern, wenn ich den Gedanken weiterspinnen würde & Pech hatte- würde ich noch an Jemanden geraten, mit dem der Sex nicht toll, oder gar gewalttätig war, zudem dass man sich leicht eine STI einfangen konnte. Beste Voraussetzungen für den Start einer Familiengründung – GANZ BESTIMMT NICHT!
Mein Wunsch/Vorhaben blieb- trotz dieses ersten Rückschlages standhaft bestehen. Ich recherchierte & vernetzte mich weiter- entschied mich nach einer wenig effektiven Prozedur der Heiminsemination mit einem anonymen Spendersamen einer Samenbank dann für eine IUI mit selbigen. Beratender Part dazu waren Samenbanken in Dänemark, das Fachpersonal nett und zugewandt. Ich wollte keine Hormone nehmen, dass ich in deutschen Frauenarztaugen mit 40 Jahren zum alten Eisen gehörte, war mir herzlich egal. Ich vertraute meinem Körper und mir.
Ich hatte dann 5 IUI´s ohne Hormone, am Ende einige davon bei einer Frauenärztin hier in NRW- die ich auf Empfehlung kontaktierte und die mich unterstützte, obwohl ich mich auch bei ihr immer wieder gegen Hormontherapieversuche wehren musste, die sie unermüdlich ansprach. Mein Wunder begann im Februar 2022 als der Schwangerschaftstest positiv wurde & ich am Valentinstag – das erste Mal das Herz meines Sohnes auf dem Ultraschall schlagen sah.
Schon zu Beginn der Schwangerschaft lehnte ich hingegen meines Alters, das immer wieder beim FA zur Sprache kam, zusammen mit der Hormongabe jede Pränataldiagnostik strikt ab. Mir war das Prinzip des gläsernen Embryos und der damit verbundenen Option jederzeit abtreiben zu können, wenn ein Wert nicht der Norm entspräche, zuwider. Die Tests- schön klingend wie der Harmony Test, NIPT usw. werden in Deutschland jeder Mutter über 35 fast aufgedrängt immer mit dem Unterton: „wenn Sie die nicht machen, dann handeln sie grob fahrlässig“. Das Kreuzchen bei Risikoschwangerschaft wird ab diesem Alter obligatorisch im Mutterpass gesetzt. Dann auch noch Solomama- oh je -alleine! DEFIZIT! Willkommen in Deutschland. Der Standartsatz bei jedem Arztbesuch: „Das Kind kann immer noch abgehen – Sie sind einfach Risikoschwangere- immerhin sind sie schon 40 Jahre alt.“ Stetig zu hören, dass im Übertrag etwas mit mir, oder meinem Kind nicht stimmen könnte- allein aufgrund meines Alters, ließ mich jedes Mal resigniert zurück. Es gab faktisch keine Vorerkrankungen, oder Gendefekte in meiner Familie, außer eben, dass ich über 35 war, die diese Aussagen rechtfertigten. Genannte Panikmache brachte mich dann zum ersten Frauenarztwechsel. Ich kehrte der Frau(enärztin,), die meinen Sohn gezeugt hatte und mich anstatt mich zu beglückwünschen und sich mit mir zu freuen, in Angst und Schrecken versetzte und dazu brachte auf einmal meinem Körper zu misstrauen- den Rücken.
Mein 2. Frauenarzt – ein Mann, mit dem ich meiner Meinung nach zielführend sprechen konnte und bei dem ich als Jugendliche bereits gewesen war, äußerte sich beim Wechsel euphorisch über meinem Weg als Solomama- vielleicht etwas zu euphorisch, denn als er das erste Mal zu seiner Arzthelferin sagte
„er habe uns lieb und würde voll hinter dem Weg stehen, den wir gehen würden“,
fand ich das erst ganz smart, dann aber irgendwie auch befremdlich. Wer war dieser Mann eigentlich und warum sagte er sowas? Ich sollte, „den der uns lieb hatte“ noch kennenlernen. Auch bei ihm wurde bei jedem Termin wieder und wieder geultraschallt, natürlich wegen der Sicherheit und des Alters: in den ersten 4 Monaten alle 2 Wochen immer wieder vaginal. Mensch muss wissen: es sind nur 3 reguläre Ultraschalle in den Schwangerschaftsrichtlinien vorgesehen. Das Ergebnis war immer das Gleiche: dem Kind geht es gut- alles sieht normal und Bestens aus. Die Schwangerschaft war unauffällig- verlief gut, bis auf die üblichen Zipperlein: Dehnungs – und Rückenschmerzen. Die ständigen Ultraschalle schädigten aber meine Vaginalflora so sehr, dass ich bald mit Irritationen kämpfte- gefährlich dann im Übertrag auch für´s Kind, wenn es zu einer Infektion gekommen wäre- immerhin hatte ich schon zur IUI unzählige Ultraschalle gehabt. Ich unterband sie in Folge irgendwann- auch um meines Kindes Willen. Damit man ihn gut sehen konnte, ruckelte der FA ständig am Bauch rum- um ihn aufzuwecken- ich empfand das nach dem 3. Mal als Zumutung, dass ein Fremder derart an mein Kind ging, um- ja- wofür eigentlich? Zum 2. großen Ultraschall, dem Organultraschall – ließ ich „den der uns lieb hatte“ unbedacht, weil Erstgebärende und keine Ahnung, durchgehen, dass er mich in ein Pränatalzentrum überwies. Angeblich, weil er die Organe nicht optimal mit seinem Gerät schallen konnte. Ansonsten wurden wieder beste Werte in den Mutterpass eingetragen. Mein Kind war gesund und im Bauch quietschfidel mit kleinen Klopfern gegen meine Bauchdecke, die ich zu meiner Freude bereits früh in der Schwangerschaft wahrnahm, außer beim Frauenarzt „der uns lieb hatte“, bei dem er geradezu in den Winterschlaf fiel. Der, „der uns lieb hatte“, empfahl mir einen Pränataldiagnostiker, mit dem er immer gut zusammen arbeiten würde; es war ihm unglaublich wichtig das gute Verhältnis beider Ärzte zu betonen. Die Aufklärung, was sein würde, wenn das fidele Kerlchen in meinem Bauch vielleicht auch mal im Normwert abwich, verpasste er. Zu meinem Leid. Entgegen meiner Entscheidung mich in der Schwangerschaft eben nicht auf Feindiagnostiken einzulassen und entgegen meines Bauchgefühls, dass hier grade etwas gegen meinen Willen passierte, ging ich zur Pränataldiagnostik in den Feinultraschall. Unbedarft – naiv- glücklich – wie jeden Tag seit meiner Schwangerschaft – mit meiner kleinen, großen Liebe im Bauch. Da das Wunschpränatalzentrum vom „dem, der uns lieb hatte“, fast eine Stunde weg lag, entschied ich mich auf Empfehlungen anderer Mamas für eine Diagnostikerin in meinem Stadtteil, die sich im Rheinland ziemlich etabliert hatte. Warum auch nicht? Für mich ging es eben um die Gesundheit meines Kindes. Der Besuch war anstrengend auf mehreren Ebenen. Ich hatte am nächsten Tag überall blaue Flecken- sie drückte lange auch meinem Bauch rum, bis mein Kind dagegentrat, ich daraufhin den Ultraschall beendete, teilte mir derweilen dann aber noch fast beiläufig mit, mein Sohn habe trotz hervorragender Werte einen „White Spot“ (Golfballsyndrom) in der linken Herzkammer. Softmarker für Trisomie und vielleicht eine erweitertes Vorderhorn im Gehirn- sicher sei sie sich aber nicht, ob ich eine Fruchtwasseruntersuchung machen wolle, wegen der Abtreibung?“ BÄM. Kein: „Ich hoffe ich verunsichere sie nicht, … ich würde gerne mit Ihnen etwas besprechen“ oder sonst eine Regung. Als hätte sie mir offeriert mein gekauftes Toastbrot sei verschimmelt- ich könne es umtauschen. Meine Gedanken überschlugen sich- trotzdem versuchte ich noch Fragen zu stellen: „Tut das meinem Kind weh – was bedeutet das insgesamt?“ Keine Chance- sie war bereits entschwunden, hatte aber das Formular zur Fruchtwasseruntersuchung mit der Info der späten Abtreibung- zur Unterschrift dagelassen. …Mir wurde Hau-Ruck noch Blut abgenommen- angeblich um zu schauen, ob Infektionen bei mir vorlagen. Ergebnis: keine Infektionen – alles i.O… Der Bericht, des für mich mit fadem Nachgeschmack, viel Sorge, traumatisch behafteten Besuchs, ging an meinen behandelnden „der uns lieb“ hatte, FA, den ich kontaktierte & der mich dann erzürnt zurückrief, um mir die Leviten zu lesen. Seine Kernaussage brüllte er ins Telefon, warum ich nicht zu seiner empfohlenen Praxis gegangen wäre und er könnte mir jetzt da nicht weiter helfen mit den Ergebnissen, die ihm diese Frau da geschickt hätte! Die hätte wohl nix anderes zu tun, als solche Diagnosen zu schreiben!
Er wäre unglaublich sauer auf mich- ich hätte ja keinen Mann also würde er mir das nun stellvertretend mal sagen. Mit der Diagnose jetzt, müsste ich selbst umgehen, er hätte mich in der Schwangerschaft auch noch als Kassenpatientin mit dieser Solomamageschichte übernommen und er wollte mir eine schöne Schwangerschaft bescheren- ich hätte das mit dieser Ärztin und der Diagnose zerstört!
Er war verbal unglaublich übergriffig gewalttätig. Ich war so perplex, dass ich erstmal schwieg- ihn irgendwann unterbrach und sagte, ich könnte mich seiner Reaktion relativ wenig anfangen. Wo ich hingehen würde, wäre meine Entscheidung, aber das Ergebnis wäre auch bei „seinem“ Pränataldiagnostiker das Gleiche gewesen und hätte mir mitgeteilt werden müssen. Es gehen hier ausschließlich, ums Kind und nicht darum, wo es festgestellt worden wäre. Er legte einfach auf! Ich blieb mit vielen Fragezeichen und der erneuten Panik, dass etwas mit meinem Kind nicht stimmte, dass es gar Schmerzen haben könnte und obwohl es dafür keine faktischen Belege gab dem Gefühl fahrlässig gehandelt zu haben, weil ich den Knirps nicht von Anfang an auf Herz und Nieren hatte prüfen & nicht zu „seinem“ Pränataldiagnostiker gefahren war. Nachts betete ich zu den Sternen, die mir meinen Sohn geschenkt hatten und bat um Hilfe für unsere Situation. Die Hilfe kam in Form eines Oberarztes einer großen Kinderklinik, der die Befunde anschaute und der Entwarnung gab- auch weil er sagte, der Feinultraschall wäre eben dazu da, etwas zu finden. Das würde nicht immer etwas heißen und vieles würde sich verwachsen.
Dieser fremde Mann und Arzt hörte zum ersten Mal zu, sah mich und uns. Ich war ihm dafür unendlich dankbar, denn: Mein Sohn wurde nochmal kontrolliert und der White Spot war weg- sein Gehirn normal. Er bekam beste Werte bescheinigt. Zurück blieb meine wunde Seele und das Gefühl vielleicht doch den falschen Weg gegangen zu sein .
Besagter „ich hab dich lieb“ – Frauenarzt hatte sich beim nächsten und letzten Besuch bei ihm ein eigenes Schauspiel überlegt: Er zitierte mich in sein Arztzimmer und lamentierte darüber, dass ich mir meine Ärzte ja wohl grundsätzlich selber aussuchen würde, das fände er unangemessen. Ich wäre – weil ich 40 Jahre sei- die absolute Risikoschwangere- EIN RISIKO!!!! an sich.
Und nur seine Empfehlung und Meinung würde zählen und wenn er sagen würde- ich solle mich bei Jemanden untersuchen lassen, müsste ich mich daran halten. Er würde hier die Regeln machen- auch weil ich keinen Mann hätte. Diese Frau die ich da mit dem Feinultraschall beauftragt hätte, würde er übrigens verachten. Und er legte nach: „Er habe nun gesehen, dass ich nun auch noch eine Hebamme mit ins Boot geholt habe – für ihn sei nun das Vertrauensverhältnis komplett zerrüttet- er würde mich nicht mehr behandeln, grade auch weil er mich auf meinem Solomamaweg enorm unterstützt habe, müsste ich auf ihn hören.
Und zuletzt um seine Entrüstung noch zu untermauern: Er habe von so vielen Schwangeren Karten bekommen, wie gut er sie betreut hätte unter anderem von einer Pfarrerin. Zum Beweis hielt er mir eine Karte mit Kerzenaufdruck unter die Nase. Er sprach mit mir herablassend, anmaßend, als hätte ich ihn betrogen und schrecklich fand ich: Er sprach nur über sich aber, dass er grade maßgeblich dazu beitrug, dass meine Schwangerschaft eben kompliziert wurde, bekam er in seinem verklärten „Ein- Frauenarzt- Stück“ gar nicht mehr mit. Davon ab: ich war 3 Monate bei ihm und faktisch war er ganz sicher nicht der unterstützende Part bei meinem Solmamaweg gewesen. Dass für ihn mein Kind im Vordergrund stehen sollte und letztendlich ich entscheide, wer, wann, wie und wie oft untersucht, weil mein Körper meine Entscheidung- Pustekuchen.
Als ich wieder auf der Straße stand, war ich irgendwie total erleichtert, weil ich einem Arzt mit Gottkomplex entkommen, der für mich ganz eindeutig ein verbaler Täter oder mehr … war, der mich als Mensch und Solomama abwertete und der sich für meinen wichtigsten Menschen auf der Welt und sein Schicksal null interessierte – der eigentliche Hauptperson in diesem Stück: mein ungeborener Sohn. (Randnotiz: Der Arzt hat auf Google weiterhin Traumbewertungen- Google ist eben auch kein verlässlicher Partner).
Im letzten Trimester stand ich nun aber vor der Herausforderung, abermals einen neuen Frauenarzt finden zu müssen. Diesmal war es wieder eine Frau, bei der das Spielchen mit meinem Ungeborenen in die nächste- aber letzte Runde ging. Eigentlich war alles Bestens: CTG super, (bei dem sich mein Sohn aber zurecht wieder kräftig zur Wehr setzte), Muttermund perfekt, Herzschlag vom Kind kräftig, keine Wehen. Obwohl alles bereits durch die Pränataldiagnostik abgeklärt, sah sie wieder etwas angeblich Belastendes im Ultraschall, was sie mir aber partout nicht erläutern wollte. Sie untersuchte mich 5 Minuten, war desinteressiert- als würde sie ein Stück Fleisch im Ultraschall ansehen. Ihr rutschte ständig das Gerät aus der Hand- wenig professionell- also. Mein Kind hatte währenddessen die Beine über dem Kopf und die Hände vor dem Gesicht und dauernd sagte sie, sie könnte ihn ja eigentlich gar nicht sehen. Sie schrieb mir wieder eine Überweisung zur Pränataldiagnostikerin, die eine problematische Diagnose erst 2 Wochen zuvor abermals ausgeschlossen hatte- mit den Zeilen auf dem Überweisungsbeleg:
„41 Jährige Patienten- Solo- zur Abklärung, Sie kennen sie ja bereits“.
Als ich ihr sagte, dass ich ihr extra die Unterlagen mitgebracht hatte, die Probleme ausschlossen, hatte sie mich schon rausbuchsiert, nicht aber ohne den zynisch, klingenden Satz: „Ich hoffe sie haben sich heute hier wohlgefühlt.“ Ich fuhr nach Hause und heulte Rotz und Wasser- durchlebte die nächsten Stunden in alptraumhafter Lähmung- 2 Tage später neuer Ultraschall- gleiches Ergebnis: mein Sohn war topgesund. Meine Schwangerschaft verlief weiterhin komplikationslos. Ich entschied mich im letzten Trimester in Konsequenz für eine engmaschige Hebammenbetreuung, die toll war und begab mich gleichzeitig in die Hände einer liebevollen Osteopathin, die sich auf Schwangere spezialisiert hatte, mit der ich sofort im Gleichklang schwang. Wir kamen mit diesem Wohlfühlpaket endlich zur Ruhe. Mein Sohn wurde gesund und munter – auf Termin geboren. Die Geburt war zum ersten Mal in 10 Monaten in Begegnung mit dem Gesundheitssystem von Wohlgefallen geprägt und das aus folgendem Grund: Die Ärzt*innen und meine Hebamme in der Klinik, für die ich mich auch entschieden hatte Es war dort weder ein Problem als Solomama ein Kind auf die Welt zu bringen, was sie aufgrund meiner Patientinnenverfügung wussten – noch Mitsprachrecht bei der Entbindung zu bekommen. Panik kam dort nie auf, die Hebammenbetreuung war 1:1 und übergangen wurde ich als Gebärende zu keinem Zeitpunkt der Niederkunft. Mein Sohn nun außerhalb meines Körpers, lehrt mich- als seine (Solo)Mama, jeden Tag neue Dinge: Ebenso, wie er mir schon in der Schwangerschaft gezeigt hat, dass er jetzt da ist, sich verdammt nochmal für mich entschieden hat und dass er scheiße nochmal- nie wieder weg geht- egal, was die Ärzt*innen da so reden.
Ich durfte bereits viel von ihm mitnehmen, vor allem die Rückbesinnung auf mein Urvertrauen, auf mich, auf meine Seele und Uns & freue mich jetzt schon wie bolle auf jede neue Lektion, die er mir geben wird.
Er ist einfach schon jetzt viel intuitiver, als ich es je war. Die letzten 1 ½ Jahre nun kann man wie folgt zusammenfassen: Nicht nur, dass es schwer ist, geeignete Ärzt*innen zu finden, die Einem als Solomama, Frau und werdende Mutter nicht nur respektvoll begegnen und einen nicht direkt in Schubladen eintüten, sondern einen individuell betrachten; viele der Erfahrungen, die ich während meiner Schwangerschaft gemacht habe, sind für mich bereits psychische Gewalt und übergriffig gewesen; die Ärzt*innen jenseits von Menschlichkeit und Zugewandtheit eines werdenden Lebens gegenüber ausübend. Eine Schande für das Frauenrecht, diese Geschichte in 2023 erzählen zu müssen: Gewalt in der Geburtshilfe hat viele Ebenen, fängt bereits in der Schwangerschaft an und geht von Ärzt*innen aus, die verlernt haben- Mensch zu sein.
Jeder Arztbesuch in meiner Schwangerschaft hat am Ende dazu geführt, dass mein Sohn unruhig im Bauch und sich tief im Becken versteckte- ich schlaflose, grausame Nächte verbrachte für Diagnosen, die am Ende nur Mutmaßungen oder übergriffig waren und null Grundsubstanz beinhalteten. Zudem kam ich mir als Solomama bei „dem der uns lieb hatte“ Frauenarzt enorm ausgeliefert vor – frei nach dem Motto “ die hat eh keinen Mann, also kann ich hier entscheiden, was die nötig hat“. Grade der Aspekt ohne Partner dort zu sein, gab mir das Gefühl der männlich toxischen Blickwinkels und Interagierens. Und er hat am Ende in den Zwischenzeilen eigentlich mit dem bekannten Vorurteil geliebäugelt: „Dass so eine Frau, wie du alleine ein Kind bekommt ist ja klar, so anstrengend wie du bist das macht eh kein Mann mit.!“
Meine Geschichte nun – meine Entscheidung den Solomamaweg zu beschreiten, über die Schwangerschaft bis zu dem Leben & zukünftigen (auf)wachsen mit meinem Sohn- hat vielschichtige Ebenen, die schlussendlich alle eng miteinander verbunden sind: sie erzählt von Mut und Selbstbestimmtheit, vom freien Willen und Liebe, von Angst und einsamen Entscheidungen & von der tiefen Verbundenheit zu meinem Kind und dem Urvertrauen. Und: sie berichtet davon wie antiquiert das Ärztesystem in Deutschland immer noch funktioniert, dass Frauen, (auch noch ab einem gewissen Alter) und das ungeborene Leben, nach wie vor wenige Rechte und Selbstbestimmung haben. Zum Schluss aber erzählt sie davon, dass hinter den Türen von vermeintlich aufklärten Ärzt*innen immer noch die Meinung herrscht Frau ohne Mann- sei nichts wert und vor allem nicht entscheidungsfähig. Es ist eine traurige Abhandlung darüber, dass unser Frauenkörper leider noch immer nicht uns gehört, sondern von einem Außensystem in Bestimmung ist, von dem wir nicht respektiert werden; die schöne Utopie eines Frauenrechts, das nicht gefestigt ist & das immer noch enormen Machtmissbrauchs gegenübersteht, der systemisch nach wie vor nicht geahndet wird. Für mich persönlich ist das, was ich erlebt habe meine, unsere Geschichte- Eine, durch die ich in große Selbstbestimmtheit, erwachsen bin. Denn, was ich aus meiner Schwangerschaft mitgenommen habe, ist den Instinkten meines Kindes und mir zu trauen. Nicht mehr und nicht weniger. Mein Sohn nun – Ich- & – für manche Menschen – vielleicht „besonderer“ Weg der „Ein- Elternfamilie by Choice“ – das sind nun mal & unsere Bedürfnisse sollten immer Vorrang haben. Und um das mal abschließend auf den Punkt zu bringen:
Scheiß doch mal auf die Meinung der Leute, Ärzt*innen oder sonst wem solange ich mit meinen Entscheidungen nah bei mir & meinen Bedürfnissen bleibe, auch, wenn nicht immer alles glatt läuft.
Damit ist es jetzt auch das letzte Mal, dass ich das Wort „scheiße“ verwende, aber es ist verdammt nochmal so ein so zutreffendes Wort, für diese, für Meine Geschichte. Nun aber Wortklaubereien mal beiseite. Ich möchte zu guter Letzt folgendes Fazit festhalten: Bei diesem Weg und der Wahl der*des richtigen Frauenärzt*in, sollte die Vernetzung in der Solomama- Community ganz oben stehen & dazu führen, dass man für seine Behandlung eben nur noch zu empfohlenen Frauenärzt*innen geht. Warum? Na wegen dem Selbstschutz, dem Kindeswohl und vor allem und ganz vorweg: dem Glücklichsein, und weil (Solo-)Mama zu werden/zu sein ein zu schöner & wertvoller Weg ist- um sich von Fremden sagen zu lassen, dass man auf biologischer und/oder psychischer Ebene falsch ist.
Psychische Gewalt in der Geburtshilfe – kein Einzelfall
Die Erfahrungen, die Miss Frida, Linda oder alle anderen Wunschmütter und Solomütter erleben mussten sind keine Einzelfälle. Immer wieder erreichen mich solche Nachrichten. Nach diesem Beitrag frage ich mich, brauchen wir solomutterschaftssensible Listen von Ärzt*innen? Ein Teil von mir sträubt sich dagegen. Denn ich denke, „Hallo 2023“. Aber diese ganzen Geschichten zeigen, dass dies vielleicht doch nötig ist. Was denkst Du? Vielleicht ist dieses Thema auch ganz gut in unserem Verein platziert. Denn ich denke, dieser Beitrag zeigt, welche Kraft Vorurteile gegenüber Solomüttern haben können. Es gibt noch so viel zu tun ….
Und bitte, das Fazit darf jetzt nicht lauten: Ich erzähle meinen Ärzt*innen nicht mehr, dass ich Solomama bin. Doch! Aber kläre ab, wie der*die Ärzt*in/ die Hebamme, … zu diesem Thema steht, v.a. wenn ein längeres Betreuungsverhältnis besteht oder bestehen wird. Solomutterschaft muss bekannter werden. Wir brauchen Sichtbarkeit, Forschung und eine gemeinsame Vertretung. In unserem Verein Solomütter Deutschland e.V. musst Du nicht allein kämpfen.