Katharina Horn

Sarah und Tina, eine framiliäre Solomama-WG

Ein Interview mit Sarah und Tina, 2 Solomamas in einer WG

Das Interview mit Sarah und Tina, eine Solomama-WG

Jede Person, die sich mit Solomutterschaft auseinandersetzt, kommt nicht an Sarah und Tina vorbei, die in Presse und Fernsehen dem Weg der Solomutterschaft zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Das besondere an ihrem Weg, sie haben eine Solomama-WG gegründet.

Sarah und Tina stellen sich vor

Heute interviewe ich Sarah und Tina. Zunächst spreche ich mit Sarah. Tina stillt noch. Das ist gelebter #solomamaalltag!

Wer seid ihr, wie alt seid ihr wo ungefähr, woher kommt ihr und wie alt sind eure Kinder?

Wir sind Sarah und Tina, 33 und 34 Jahre alt, kommen aus Bayern wohnen da in einem kleinen Dorf, wo wir letztes Jahr erst hingezogen sind, und unsere beiden Mädels sind jetzt 10 und 11 Monate alt.

Genau und wie würdet Ihr Eure Solomutter-Konstellation beschreiben?

Also wir haben uns vor, jetzt muss ich mir überlegen 14 Jahren in der Ausbildung damals kennengelernt. Wir haben dann eine relativ enge Freundschaft entwickelt und sind auch nach der Ausbildung schon zusammen in eine WG gezogen. Wir hätten damals nie gedacht, dass das mal so lange bleibt. Wir haben uns beide aber unabhängig voneinander für diesen Solomama-Weg entschieden und haben dann gesagt: „Ok, das passt sowieso so gut und wahrscheinlich wird es uns jetzt als Solomama eher noch mehr helfen und unterstützen. Und so sind wir dann in unserer WG wohnen geblieben.

Die Entscheidung

Du sagst, ihr habt euch unabhängig voneinander für diesen Weg entschieden. Habt euch das dann zufällig erzählt oder wie habt ihr überhaupt darüber erfahren?

Also eigentlich war das so, dass wir beide schon wirklich lange einen Kinderwunsch hatten und auch immer beide dieses -ich sag mal- „Idealbild“ im Kopf hatten: Mit 30 sind wir verheiratet, haben Haus, Hund und Kind- so im besten Fall. Gut, dann war das so: Dann waren wir 30, hatten weder Haus, noch Mann, noch Hund, noch Kind. Aber dieser Kinderwunsch wurde einfach immer stärker. Und klar, ich glaube, wir Frauen kennen es alle. Irgendwann fängt man auch an zu denken: „Na ja, gut wieder ein Jahr.“ Und ich weiß, es wird nicht leichter mit den Jahren. Und wir sind jetzt beide nicht der Typ, wenn wir jemanden kennenlernen würden, direkt zu sagen: “Wunderbar, können wir eine Familie gründen!“. Das muss erstmal eine gewisse Basis haben.

Ich glaube, dass ich zuerst angefangen hatte, mal so zu gucken, was gibt es denn noch so für Wege, ein Kind zu kriegen. Ich hatte mich vorher noch gar nicht so mit diesem Thema auseinandergesetzt und bin dann erst reingekommen. Ich fand es aber relativ schwierig, weil ich wirklich finde, das wird (zwar) mehr, aber es gibt immer noch wenig Informationen. Also es ist schwer zu finden, wenn ich nicht gezielt danach suche.

Und irgendwann saß ich mit Tina abends auf der Couch. Ich weiß gar nicht, da habe ich irgendwie erzählt: „Du, ich habe da gelesen so und so und wie findest du das?“ Und dann sagt sie „Ach guck mal, ich habe auch schon über so etwas nachgedacht, aber ich wusste gar nicht, dass da solche Möglichkeiten gibt. Wo hast du dich darüber informiert? Kannst du mir das auch mal zeigen?“. Dann hat Tina das für sich auch einmal durchgeguckt und so kam das irgendwie dann in Bewegung nach und nach.

Ja da gebe ich euch in jedem Fall recht, da gibt es unheimlich wenig Informationen und auf der anderen Seite auch viele Falschinformationen.

Der Weg zur Solomutterschaft

Möchtet ihr den Leser*innen verraten, welchen Weg Ihr gegangen seid? Es gibt ja auch in der Solomutterschaft einfach ganz viele verschiedene Wege: über eine private Samenspende über eine Co-Elternschaft. Ihr seid den Weg über eine Samenbank gegangen, den es heute auch gar nicht mehr gibt.

Genau. Wir sind über eine dänische Samenbank (SellmerDiers) über den Weg von der Heiminsemination schwanger geworden. Das war für uns damals (Gott sei Dank) irgendwie so eine schöne Lösung. Weil wir gesagt haben: Ok, wir sind gesund, wenn wir jetzt nicht zwangsläufig -aus gesundheitlichen Gründen an eine Klinik gebunden sein müssen, fänden wir es für uns schön, wenn das so natürlich wie möglich ablaufen könnte. Klar, das Sperma kam aus dem Container. Trotzdem waren wir zu Hause, die Situation war nicht klinisch, das war für uns so die entspannteste Variante. Und natürlich – das muss man auch sagen – wir haben wirklich Kosten gespart.

Dieser Weg ist heute ja in Deutschland nicht mehr möglich, stattdessen kooperiert SellmerDiers nun mit deutschen Kinderwunschkliniken. Wir war das denn bei Euch, hattet Ihr eine offene Spende?

Eine offene Spende. Am Anfang haben wir tatsächlich viel darüber nachgedacht, aber uns war es dann einfach relativ schnell klar, dass uns das wirklich wichtig ist, dass wir den Kindern nicht die Entscheidung abnehmen können oder nicht das Recht dazu haben, zu entscheiden. Und, dass die Kinder ihre Wurzeln kennen dürfen. Wir finden, dass unsere Kinder das einfach selbst entscheiden sollen, wenn sie das möchten. Und von daher war dann schnell klar, dass nur eine offene Spende in Frage kommt.

 

Sarah und Tina im Interview Solomama WG

Die Spenderwahl, keine leichte Entscheidung

Was war denn euch wichtig, ohne jetzt ins Detail zu gehen, weil das ja auch sicher sehr privat ist, aber gab es wichtige Kriterien oder Merkmale, die Euch besonders wichtig waren? 

Ja, das hat sich entwickelt mit den Versuchen. Jede von uns hatte vier Versuche und wir hatten jeweils auch vier verschiedene Spender, bei jedem Versuch wieder neuen Spender. Und am Anfang – also ich kann für mich (Sarah) sagen: Ich war da noch sehr auf die Optik fixiert, (Tina) die Kinder-Fotos tatsächlich also: Welche Kinder-Fotos sehen süß aus? Wie soll mein Kind aussehen? Also blöd eigentlich. (Sarah) Dann hat er uns irgendwann eine ganz, ganz liebe vertraute Person gesagt: „So geht mal weg von dieser Optik und guckt mal mehr auf die Beschreibung von der Person. Würdet ihr euch mit der zum Kaffeetrinken treffen? Seid ihr euch als Mensch sympathisch?“ Und das waren dann auch die Versuche, bei denen es dann bei uns geklappt hatte, als wir die Spender dann tatsächlich so ausgesucht hatten.

Ja, das erlebe ich auch ganz oft. „Nach welchen Kriterien suche ich den Spender aus?“ Der Einstieg ist oft das Aussehen und dann sind es ganz andere Kriterien, wie Beruf, Interessen oder Motivation des Spenders. Häufig höre ich in den Vernetzungstreffen die Frage: Wenn ihr eure Kinder beobachtet, fragt ihr euch da manchmal: „Ist diese Eigenschaft denn jetzt vom Spender: Optik, Verhalten oder Mimik oder kommt das von mir?

Ich (Sarah) hatte das tatsächlich in letzter Zeit ein paar Mal. Weil Pauline den Kinderfotos ihres Spenders sehr ähnlich sieht. Sie ist fast die weibliche Version finde ich, gerade in der Augenpartie. Und da hatte ich schon in letzter Zeit immer mal wieder Momente, wo ich mich optisch so gar nicht in ihr gesehen habe. Wirklich nur einfach, weil ich immer sein Foto gesehen habe. (Tina) Sie hat voll deinen Mund. (Sarah) Ja ich weiß, ich hatte dann irgendwie nur das Andere gesehen. Und das war wirklich so ein Moment, wo ich dann dachte: „Irgendwie komisch diesen Menschen überhaupt nicht zu kennen, obwohl man in ihm sein Kind so extrem – also zumindest was die Optik angeht, wiedersieht.“ Obwohl ich mich auch vom Verhalten total in ihr wiederfinde, aber bei mir war das dann tatsächlich ein Thema, das mich ein paar Tage beschäftigt hat. Ich weiß gar nicht warum, warum es für mich in dem Moment so wichtig war. Aber das war einfach komisch, die Person nicht dazu zu kennen. (Tina) Ich habe das eigentlich gar nicht. Ich will eh von diesem Vergleichen weg. Ich will dann mehr bei mir und bei ihr bleiben und nicht so auf diese optischen Merkmale gehen. Ich liebe es einfach, sie zu beobachten, wie es sich entwickelt und wie sich macht. Aber was Sarah ganz oft sagt, sie ist so eine kleine Mini-Tina, also sie sieht so aus wie du. Vielleicht ist es auch deshalb, ich weiß es aber nicht. Aber ich geh da jetzt nicht in den Vergleich und denke: „Boah. Das hat sie jetzt von mir, das hat sie überhaupt nicht vor mir. Das muss vom Spender sein.“

Trauer um den Plan A: Vater, Mutter, Kind, Haus, …

Ich kenne manche Solomütter, die hadern manchmal auch noch mit ihrer Trauer. Kennt ihr das? Hattet ihr mit einer Trauer zu tun oder zu kämpfen? Trauer um den Plan A. gab es Momente, in denen Ihr das vorhin erwähnte „Idealbild“ betrauern musstet? 

Hm, also ich (Sarah) hatte das am Anfang so ein bisschen. Aber einfach, weil ich selber ohne Papa aufgewachsen bin, also mit einer alleinerziehenden Mama. Und da kamen bei mir ganz viel diese ganzen Glaubenssätze, die ich von früher noch hatte hoch, diese eigenen Verletzungen, die man noch von sich als Kind hat, die kamen wieder hoch. Und dann habe ich das unterbewusst automatisch auf mein Kind projiziert und musste das für mich erstmal neu ordnden: Ok, das sind jetzt ganz andere Gegebenheiten oder eine ganz andere Vorgehensweise. Und dann war es für mich auch ok.

Ich musste mich damit zwar schon auseinandersetzen, ich glaube, wir haben noch sehr viel darüber gesprochen, zusammen, um das für mich erstmal so einzuordnen. Das war dann kurz da, aber dann war es auch ok.

Bei dir Tina? Du hast gleich mit dem Kopf geschüttelt.

Also das war eher vor unserer Kinderwunschreise, dass ich immer so dachte: „Oh Mann, ich hab immer noch keinen Partner. Ich will schon längst Familie haben.“ Aber als wir uns mit dem Thema auseinandergesetzt haben, war da gar keine Trauer mehr. Es war eher so ein „Oh Gott, bin ich mutig genug, diesen Schritt zu wagen? Wie wird das Umfeld reagieren? Wird mit dem Finger auf mich gezeigt, auch auf die Kinder? Was ja natürlich immer noch eine sehr besondere Konstellation ist sage ich jetzt mal ein sehr besonderer Weg, der einfach noch nicht so weit verbreitet ist. Das waren so meine Sorgen gewesen, aber keine Trauer gegenüber dem normalen Familienbild.

Die häufigste Frage: Wie reagiert das Umfeld?

Und wie sind eure Erfahrungen? Zeigen die Leute mit dem Finger auf Euch? Musstet Ihr oder Eure Kinder irgendwelche Sätze hören, die unangenehm sind?

Nee. Also bis jetzt tatsächlich noch gar nicht. Klar, was hintenrum ist, wissen wir nicht, aber vorne herum können wir nur sagen, dass wir ganz im Gegenteil wirklich nur positive bestärkende Worte gehört haben: „Boah, wie mutig. Wir würden uns das gar nicht trauen, aber wenn ich vor 30 Jahren auch schon mal die Möglichkeit gehabt hätte, dann wäre ich den Weg auch gegangen.“ Weil viele halt dann einfach kinderlos geblieben sind.

Ja. Bei Facebook, dass es mal einen doofen Kommentar gibt, so ein Kommentar ist schnell geschrieben und da äußern Menschen mal schnell ihren Frust, weil sie selbst unzufrieden mit ihrem Leben sind, solche Kommentare hatten wir, aber im Original noch nie.

Freundinnen-WG in der Stadt versus Solomama-WG auf dem Land:  Welche Rolle spielt Vernetzung

Ja, ich frage dieses Thema oft mal in den Vernetzungstreffen ab und das spiegelt genau die Antworten wider. Aber ich merke, dass es eben oft noch einmal eine besondere Hürde ist, auf dem Land wohnen. Jetzt seid ihr jetzt auch nicht eher ländlich unterwegs und dann finde ich das ganz wichtig, was Ihr sagt, weil am Ende brauchen wir immer noch mehr Beispiele, dass es eben gar nichts Besonderes ist und viele sagen: Aber ich bin die einzige und hier gibt es niemanden oder hier sind alle so stockkonservativ. Habt Ihr Euch denn in eurer Region irgendwie vernetzt? Kennt ihr andere Solomütter oder alleinerziehende Personen oder andere Personen, die mit Hilfe einer Samenspende eine Familie gegründet haben?

Wir sind erst Ende letzten Jahres hierhergezogen. Wo wir vorher gewohnt haben, in der Nähe von Fulda, da hatten wir auch so eine Single-Mama-Gruppe. Da waren wir 6 Frauen und haben uns auch getroffen. Da waren wir schon ganz gut vernetzt. Haben auch jetzt immer noch Kontakt mit den Anderen.  Aber, dass man hier andere Solomütter hat, mit denen man sich mal trifft, leider nicht. Aber das ist halt echt so schwierig, auf einem kleinen bayrischen Dorf.

War diese Vernetzung im Vorfeld auch hilfreich, da nochmal ein bisschen Mut zu fassen?

Das hat super geholfen, wenn man sich halt einfach gut austauschen kann, weil die Leute dann in der gleichen Situation sind. Die verstehen die Sorgen oder die Gedanken, die man hat. Auch für die Kinder, ist es wichtig, dass sie einfach Kontakt mit anderen Kindern haben, die genauso entstanden sind, damit sie halt merken: Sie sind weder komisch noch irgendwie völlig exotisch, sondern es gibt ganz viele andere Kinder, die genau auch in solchen Familienkonstellationen aufwachsen. Und JA! Die sind auch happy und es geht ihnen gut.

Sarah und Tina freuen sich über ihre Schwangerschaft, sie sind eine Solomamam-WG

Aufklärung der Kinder

Habt ihr denn schon angefangen, mit den Kindern zu sprechen? Über die Entstehung habt ihr irgendwelche Bücher besorgt oder habt ihr euch damit schon auseinandergesetzt?

Wir haben tatsächlich 2 Bücher vorab schon besorgt, schon zur Geburt und die haben wir den Kindern auch schon mehrfach vorgelesen.

Magst du mir sagen, welche das sind? Denn ich sammle natürlich immer gerne die ganzen Bücher.

Ja, „Mein aller schönstes Geschenk“ glaub ich heißt es von Hannah Schiller und das andere: „Wo ist Karlas Papa.“

In meinem Artikel zu den Aufklärungsklassikern für Solomütter findest Du weitere Bücher. Ich finde dieses Thema ganz wichtig und motiviere ich auch meine Klient*innen, ab Geburt ihr Kind aufzuklären. Einige wollen immer erst noch warten … auf diesen einen Tag, bis das Kind kognitiv soweit ist. Und dann ist es aber meistens zu spät und die Aufregung wird immer grösser. Kitaerfahrungen habt ihr ja noch nicht gesammelt, deshalb müssen wir uns auf jeden Fall noch mal wieder treffen, damit ihr berichten könnt, wie die Reaktionen und Euer Umgang waren.

Habt ihr euch füreinander Namen überlegt, wie die Kinder euch nennen sollen? Also ist Sarah, die Mama und Tina die Mama, oder was seid ihr untereinander? Habt ihr euch da etwas überlegt?

Wir haben so schon seit Jahren für uns selber Spitznamen und diese Namen sind auch die Kinder dann. Also so, wie wir uns gegenseitig nennen, so nennen die Kinder uns dann auch. 

Friends and Family, Framily

Was bedeutet denn für euch Familie?

(Tina): Also für mich ist Familie ein Gefühl – also nicht so dieses Klassische, was sein muss – mit Vater, Mutter, Kind, sondern für mich sind Sarah und unsere Kinder meine Familie, weil: Wir sind so wir sind ein Zuhause. Ich fühle mich bei Sarah Zuhause und mit den Kindern, und das ist so ein blindes Vertrauen. Ich kann das ganz, ganz schwierig beschreiben. Für mich ist es so ein Gefühl.

Ich finde das ziemlich gut beschrieben. In der Beratung benutze ich immer den Begriff der Framily Framily: friends and family. Weil Familien nicht ausschließlich über ein genetisches Band existieren, findet ihr diesen Begriff passend für euch?

Ja, ich würde schon sagen ja.

Wenn es doch anders kommt …

Habt ihr auch Vorkehrungen getroffen, wenn einer Person was passiert? Wer soll sich dann um das Kind kümmern?

Ja, da haben wir uns die ganze Zeit ein bisschen gedrückt. Wir haben dann festgestellt, dass bei uns eine Geburt ja auch nicht so nach Plan gelaufen sind, dass es dann tatsächlich schon die ersten Probleme gab, weil wir eben nichts rechtlich abgesichert hatten. Jetzt sind wir gerade dabei, das alles in trockene Tücher zu bringen.

Das ist ja ein ganz wichtiger Tipp für die Solomütter oder die Wunschmütter, die diesen Weg gehen wollen. Also ihr hattet nichts rechtlich abgesichert und dann gab es Probleme. Was war denn die Konsequenz? Was hättet ihr gebraucht?

(Sarah): Bei Tinas Geburt gab es viele Komplikationen, wo sie dann noch in den OP musste und hinterher auf die Intensivstation und das Kind j nicht bei ihr sein konnte. Und ich wollte dann bei ihrer Tochter bleiben. Und da hieß es dann aber „Ne, sie sind ja nicht der Vater und sie können  auch jetzt nicht auf die Kinderstation.“ Und ein Auskunftsrecht bekam ich ja sowieso auch nicht. So sprich ich konnte ihr gar nicht sagen, wo das Kind ist, was mit dem Kind ist. Ich glaube, hätten wir da vorher ein schriftliches Papier gehabt, wo drauf gestanden hätte, „es gibt keinen Vater, berechtigte Bezugsperson ist: Sarah. Und die ist auch auskunftsberechtigt.“ Das wäre einfacher gewesen. 

Ja, ein super Tipp für die anderen Solomütter. Und auch ich kenne dieses Aufschieben, das ist ein Thema, das die meisten erst später anfassen wollen.

Finanzielle Vor- und Nachteile einer Solomama-WG

Und finanziell? Bringt euer Modell Vor- oder auch Nachteile mit sich und welche wären das?

Das Teilen der Spielsachen – da fängt es schon an. Wir brauchen nicht alles in doppelter Ausführung, weil die Kinder teilen eigentlich alles. Klar, es gibt auch Sachen, da hat jeder irgendwie sein eigenes, damit sie sich nicht die Köpfe einschlagen, aber größtenteils teilen wir zum Beispiel Kinderzimmermöbel, Stubenwagen, Spielbogen, … Auch für die Lebenshaltungskosten gerade jetzt mit der gestiegenen Inflation ist es auch zu zweit wesentlich einfacher, weil wir zahlen nur einmal GEZ, einmal Internetgebühren, was wir sonst alles doppelt zahlen würden.

Die Nachteile sind definitiv, dass wir zum Beispiel nicht in Steuerklasse 2 wechseln können. Wir sind jetzt gerade dabei, Wohngeld zu beantragen. Das ist auch ziemlich aufwendig, wenn man natürlich erst mal Stellung nehmen muss. Wie wirtschaftet man, wer benutzt hier welche Räume im Haus? Also da wird dann immer das Vermögen vom anderen auch mit angerechnet. Da ist es dann wieder schwieriger, es gibt also Vor- und Nachteile, dann muss man halt, glaube ich jeder für sich gucken was was überwiegt da irgendwie auf Dauer. Der Kostennutzenfaktor sozusagen.

Emotionale Vor- und Nachteile einer Solomama-WG

Wir haben ja vorhin schon über die Framily gesprochen, sich zu Hause fühlen. Könnt Ihr noch die emotionalen Vor- und Nachteile benennen?

Die Vorteile sind mit Sicherheit, dass man nie alleine ist. Man hat immer jemanden zum Reden und jemandem mit dem man seine Probleme und Herausforderungen im Alltag und der Kindererziehung besprechen und teilen kann. Für die Kinder ist es natürlich super schön noch eine zweite feste Bezugsperson zu haben. Und am allerschönsten ist zu sehen, welch enge Bindung die Kinder zueinander haben, das ist fast schon wie bei Zwillingen.

Ein „Nachteil“ ist, dass man sich auch für das andere Kind verantwortlich fühlt, da man eine sehr starke emotionale Bindung hat. Zumindest bei uns ist das so.

Manchmal ist es auch schwieriger zur Ruhe zu kommen, weil man mit 2 Kindern natürlich den doppelten Geräuschpegel und doppelt so viel Action hat. Das merkt man vor allem in Situationen, wenn einer zur Ruhe kommen will und der andere viel schreit und unruhig ist.

Trotz allem überwiegen aber definitiv die Vorteile.

Abschließende Worte

Und auch wenn ihr da wahrscheinlich diese Frage schon tausendmal gehört habt, aber gibt es etwas wie gesagt, dass an diesen an meinen an unseren Weg würdet ihr bereuen?

Da können wir definitiv sagen, dass wir nichts bereuen und alles wieder genauso machen würden.

Gibt es etwas, was ihr unbedingt noch sagen wollt, was euch wichtig ist, was euch genervt hat, was ihr immer wieder klarstellen müsst oder etwas, was manchmal auch zu kurz gekommen ist?

Ich glaube, was uns ganz wichtig ist, die Frauen zu ermutigen, zu versuchen, sich nicht so von außen beeinflussen zu lassen. Denn oft ist es ja so: Man überlegt das für sich, vielleicht haben wir auch schon die Entscheidung irgendwo getroffen, man spricht mit seinem Umfeld drüber und dann kommt sofort. „Oh Gott, weißt du was das heißt, ein Kind alleine groß zu ziehen? Wie willst du das schaffen?“ Weil die Leute halt oft noch dieses Bild von diesen verzweifelten alleinerziehenden Müttern im Kopf haben und einfach nicht verstehen, dass man das nicht so vergleichen kann, wenn man ganz anders dran geht und unter ganz anderen Bedingungen. Und da wirklich bei sich zu bleiben und so auf sein Herz und seinen Bauch hören und sich nicht von außen abbringen zu lassen, das möchten wir anderen auf jeden Fall mitgeben.

Auch wir haben das so gemacht, dass wir am Anfang wirklich nur ich glaube 2 Personen eingeweiht haben und wirklich alle anderen erst, als wir dann schwanger waren, weil wir gesagt haben, wir wollen nicht, dass man uns zu von diesem Weg abbringt. Heute können wir sagen: Auch wenn es schwer ist und auch Herausforderungen mit sich bringt, aber die hätten wir auch, wenn wir einen Mann hätten, der erst abends um 7 von der Arbeit kommt, dann wären wir sogar mehr alleine mit dem Kind. Aber da auf sein Herz zu hören und sich nicht abbringen zu lassen, das ist uns wichtig.

Es war die beste Entscheidung, die wir in unserem Leben getroffen haben, ja absolut.

Wer Lust hat uns weiter zu verfolgen findet uns bei Instagram oder man kann uns auch gerne immer eine Mail schreiben.

Als wäre das eine live Veranstaltung, dann werden jetzt ganz viele Herzchen geflogen. Ich danke euch, ich freu mich total. Ich finde, dass wir brauchen einfach noch viel mehr von diesen Geschichten, für mehr Sichtbarkeit von Solomütterfamilien. 

Möchtest Du Dich austauschen? 

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Alles Gute für Deine weitere Reise